Unternehmensbewertung & Kennzahlenanalyse

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Unternehmensbewertung & Kennzahlenanalyse

Welche Daten, Zahlen und Fakten weisen darauf hin, dass die Aktie einen guten Kurs hat? Wie pickt man sich stabile börsennotierte Unternehmen, die auch noch aktuell einen fairen Aktienkurs haben, heraus?
Nicolas Schmidlin untersucht und erklärt in seinem Buch detailliert die wichtigsten Kennzahlen, um ein Unternehmen bezüglich seiner Bilanzen sowie der Gewinn und Verlustrechnung richtig einzuordnen.

Wichtige Inhalte des Buches

Im Regal der Buchhandlung fiel mein Blick auf das Buch von Nicolas Schmidlin. Schon beim Durchstöbern und Querlesen las ich die detaillierten Beschreibungen von Begriffen aus der Buchhaltung und dem Rechnungswesen. Nicht jeder Anfänger weiß die Bedeutung von Wörtern wie Rechnungslegung nach IFRS, EBIT oder Goodwill. Doch der Autor schafft es jeden noch so betriebswirtschaftlich relevanten Begriff verständlich zu erklären und in das jeweilige Thema einzuordnen.

Das Buch ist in neun aufeinander aufbauende Kapitel eingeteilt. Den Anfang machen die Grundlagen der Bilanzierung und Bilanzanalyse. Die weiteren drei Kapitel beschäftigen sich mit den Kennzahlen zu Ertrag, Rentabilität, finanziellen Stabilität und Working Capital Management. Der Autor fügt für jede Kennzahlberechnung Beispiele von bekannten Unternehmen zum besseren Verständnis ein. In den folgenden vier Kapiteln gibt der Autor Informationen zu der Analyse des Geschäftsmodells, der Ausschüttungspolitik, den Bewertungskennzahlen, der Unternehmensbewertung und dem Value Investing.

Jedes Kapitel beginnt mit einem Zitat von einem berühmten Philosophen (Schopenhauer), Literaten (Wilde), Investoren (Graham, Rockefeller und Buffett) oder Ökonomen (Keynes).

Wie berechne ich die Finanzkennzahlen?

Wenn du Mathematik liebst, sind die folgenden Kapitel richtig für dich. Weiter im Buch geht es mit Mathe-Formeln aus der Kunst des Rechnungswesens und der Finanzmathematik. Unter anderem werden die Eigenkapitalquote, Renditekennzahlen, Margen-Kennzahlen an Hand von Beispielen ausgerechnet. Wichtig ist dabei immer, dass die Zahlen zum Vorjahr und zu Firmen in der gleichen Branche verglichen werden.

Legt das Management wert auf langfristigen Erfolg?

Doch es reicht nicht die „quantitativen Zahlen“ von Aktienunternehmen zu kennen. Auf die Bedeutung des Geschäftsmodells geht Schmidlin im fünften Kapitel tiefgründig ein. Hat das Unternehmen einen wichtigen Wettbewerbsvorteil und ein gutes Image gegenüber seinen Konkurrenten?  Oder vertreibt es Produkte, die immer gekauft werden müssen? Der Autor benutzt dazu die bekannten Strategie-Tools wie SWOT-Analyse, BCG-Analyse und Porters‘ Wettbewerbsstrategie.

Was bedeuten KGV oder KCV oder EBIT?

Schaue ich mir die gängigen Finanzportale mit den Aktiencharts im Internet an, stoße ich immer wieder auf Abkürzungen wie: KGV oder KCV oder KBV oder KUV. Selbstverständlich habe ich mich immer gefragt, was diese Kennzahlen, auch Equitymultiplikatoren genannt, zu bedeuten haben.

Schmidlin bringt es in solchen Situationen auf den Punkt:

„Da der Aktienkurs als absolute Größe keine Aussagekraft über die Bewertung eines Unternehmens hat, werden Bewertungskennzahlen verwendet, um Kurse verschiedener Unternehmen vergleichbar zu machen oder das aktuelle Bewertungsniveau von Einzelwerten zu bestimmen.“ (Nicolas Schmidlin)

Auf den folgenden Seiten gibt Schmidlin eine detaillierte Antwort, wie diese Verhältniszahlen zu interpretieren sind. So wird erklärt, dass das durchschnittliche Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) bei dem US-amerikanischen Index S&P 500 bei 16,4 liegt. Wird ein Aktienunternehmen mit einem Wert unter 16,4 bewertet, bezeichnen Börsianer dieses Unternehmen als niedrig /günstig. Hat ein Unternehmen ein KGV über 20, wird es als teuer bewertet.

Im achten Kapitel „Unternehmensbewertung“ erklärt Schmidlin das Discounted Cashflow-Modell. Die Methode, mit der Warren Buffett so erfolgreich in Unternehmen investiert hat. Wird mit diesem Modell „der heilige Gral“ der Aktienbewertung berechnet? Bei der Discounted Cashflow-Methode, die einen genauen Unternehmenswert definiert, werden die zukünftigen Zahlungsströme diskontiert und so der heutige Unternehmenswert festgestellt. Des Weiteren braucht der Börsianer zur Berechnung der Discounted Cashflow Methode den Free Cashflow, den Jahresüberschuss, die Kosten der Abschreibung und Rückstellungen und Investitionen und Working Capital.

Zum Ende des achten Kapitels beschreibt der Autor die „modifizierte Multiplikatorenbewertung“, die Schmidlin bevorzugt. Bei dieser Bewertung werden der KGV, die finanzielle Stabilität, die Marktposition, Rentabilität und Wachstum sowie die Unternehmensindividualität in die Formel einbezogen. Ziel ist es den inneren Wert und somit einen fairen Wert der Aktien eines Unternehmens zu berechnen.

Der Bestseller schließt mit dem neuen Unterkapitel „Behavioral Finance“, dass die emotionale Komponente des Investierens beschreibt. Sollte der Anleger doch nicht von Gier (in Hochphasen) oder Angst  (beim Crash) getrieben werden!

Fazit:

Nicolas Schmidlin gibt in diesem Buch einen detaillierten Einblick in die Berechnung der Fundamentalanalyse im Value Investing. Dem Leser wird klar, dass er sich bei einem Aktienkauf an einem Unternehmen beteiligt. Deshalb ist es so wichtig, die Bilanz der Aktiengesellschaft interpretieren zu können. Er benutzt einen anspruchsvollen Sprachstil und der Leser sollte die finanzmathematischen Begriffe „draufhaben“.

Dieses Buch richtet sich an fortgeschrittene Börsianer, die den Value Investing Ansatz verfolgen und jedoch nicht an Spekulanten oder Passiv Investoren.

Über den Autor:

Nicolas Schmidlin (Jahrgang 1988) studierte Wirtschaftwissenschaften an der Goethe-Universität in Frankfurt und Investment Management an der Cass Business School in London. Er arbeite als Investmentbanker in Frankfurt und London. Seit 2008 ist er mit seinem Geschäftspartner Marc Profitlich selbständig. Sie führen eine Fondsberatung, spezialisiert auf Value Investing. Mit Marc Profitlich hat er ein weiteres Buch „Renditeperlen aus dem Scherbenhaufen: Bankhybridkapital in der Finanzkrise: Wie Investoren von Sondersituationen profitieren konnten“ veröffentlicht.

Verlag: Vahlen
Erscheinungsdatum: April 2020, 3. Auflage
Taschenbuch: 273 Seiten
Genre: Unternehmensbewertung

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Noah

    Hallo Christina, super Zusammenfassung, werde das Buch auch bestellen und lesen. Am Ende geht es bei der Geldanlage immer um die Frage: Was ist der tatsächliche Wert einer Firma, und was sagt Mr. Market gerade? In anderen Worten, gibt es eine Diskrepanz zw. dem intrinsischen Wert und der aktuellen Preis? Die Kunst ist dann die Fähigkeit und Erfahrung zu haben, den intrinsischen Preis zu ermitteln. Am besten geht das finde ich durch die DCF-Methode (z.B. auf Gurufocus.com). So wähle ich immer diejenigen Aktien aus, welche ich in meinem Dividendenportfolio nachkaufe (bin derzeit bei ca. 500,000€). Generell finde ich es super was Du machst – Du bist auf einem tollen Weg! LG aus Singapore, Noah

    1. Christina

      Hallo Noah,
      danke für deine motivierenden Worte. Du hast das Prinzip des Value Investing super zusammengefasst. Die Discounted Cashflow Methode ist eine sehr rationale Methode zur Berechnung des Unternehmenswertes. Weiterhin sollte auch das Geschäftsmodell etc. analysiert werden. Gurufocus.com kannte ich noch gar nicht, danke für den Tipp – ich werde mir die Website mal anschauen.
      Liebe Grüße nach Singapore
      Christina

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