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Bloody Business

Bloody Business

Der Weg zum nachhaltigen Start-up

Tabubruch inbegriffen

 

Anders als der Titel vermuten lässt, handelt dieses Buch von zwei Frauen, die ein Unternehmen gründen. Außergewöhnlich ist sicherlich ihre Geschäftsidee.

Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung sind seit Jahren bei vielen Herstellern in aller Munde. Im Supermarkt findet der Kunde eine große Auswahl an Bio-Lebensmitteln. Ökologisch hergestellte Kleidung hat sich im Sortiment etabliert.

Nur bei den Damenhygieneprodukten hat sich in diesem Bereich nichts getan. Zudem stellten Bettina Steinbrugger und ihre Kollegin Annemarie Harant fest, dass es bei Frauen (und Männern) an Wissen über die Menstruation und den Umgang damit mangelt. Diese Lücke galt es zu schließen, und so beschlossen die beiden Frauen, ein Unternehmen zu gründen.

„Eigentlich mehr zufällig stießen wir eines Tages auf die Meldung eines Bio-Tamponherstellers, der über die Problematik konventioneller Tampons und Binden aufklärte. Dass diese Meldung unser Leben verändern und uns zu Unternehmerinnen machen würde, hätten wir zum damaligen Zeitpunkt noch nicht gedacht.“ (Bettina Steinbrugger)

Die beiden Gründerinnen haben es sich zur Aufgabe gemacht, auf ihrer Homepage Informationen für Menstruierende zur Verfügung zu stellen. Zudem sollten die beiden Komponenten Nachhaltigkeit und Menstruationsprodukte geschickt miteinander verknüpft werden, um die Nische zu füllen. Motiviert von dieser Idee recherchierten die beiden neben ihren Hauptberufen nächtelang im Internet zum Thema und schrieben Blogbeiträge für ihre Website.

„Die Monatshygiene ist ein Markt, indem in den letzten 60 Jahren seit Erfindung des Tampons kaum Innovationen stattgefunden haben. Wir wollen diesen Markt nun revolutionieren, indem wir Frauen über die Problematik konventioneller Tampons und Binden aufklären und nachhaltige Alternativen aufzeigen.“ (Annemarie Harant, ots.at, 28. Mai 2015)

 

Auf 227 Seiten bzw. in 13 Kapiteln gibt Bettina einen sehr detaillierten Einblick in die ersten 12 Jahre ihrer Selbständigkeit. Zunächst als Side-Hustle gestartet, entwickelt sich daraus ein umfangreicher Online-Shop.

Das Jahr 2011 ist mit der Beantragung des Gewerbescheins die eigentliche Geburtsstunde der ERDBEERWOCHE. Mit viel Humor vergleicht Bettina den Gründungsprozess mit einer Hochzeit, bei der beide Parteien einen „Ehevertrag“ besiegeln. Nachdem man sich anfangs in Cafés zum Arbeiten traf, bot sich bald die Möglichkeit, in Büroräume eines Co-Working-Space zu wechseln, mit dem Vorteil, sich dort mit anderen Gründern austauschen zu können.

Höhepunkte in Bettinas Erzählungen sind die Wettbewerbe und Pitches, die speziell für Start-ups ins Leben gerufen wurden, um Fördergelder zu erhalten und den Bekanntheitsgrad zu steigern. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir die Reise mit einem deutschen Fernsehteam nach Indien, bei der es um das Tabuthema „Menstruation“ ging.

Aber auch Geld ist immer ein Thema. Vom Betreiben einer Informationsseite kann man leider nicht leben. Man braucht nicht nur Geld zum Leben, sondern auch für die Büromiete und die Mitarbeiter*innen.

Herrlich erfrischend erzählt sie von der finanziellen Wende zum Erfolg durch das Schulprojekt und die Lernplattform READY FOR RED, die Schüler*innen Antworten auf Fragen zu Menstruation, Zyklus und Menstruationsprodukten gibt.

Tragischerweise stirbt Annemarie völlig unerwartet im Dezember 2021 und Bettina muss neben ihrer Trauer auch das Unternehmen alleine führen. Die Herausforderungen, die damit verbunden sind, werden ebenfalls von ihr beschrieben.

 

Fazit:

„Bloody Business“ von Bettina Steinbrugger erzählt, wie aus einer Leidenschaft eine Geschäftsidee wurde. Es liest sich eher wie eine Autobiografie, konkrete Erfolgsfaktoren und Learnings für die Gründung eines Startups finden sich am Ende des Buches. Mut macht es auf jeden Fall.

Sehr unterhaltsam schildert Bettina die Schritte zur Gründung der „Erdbeerwoche“, von der Namensfindung über Start-up-Pitches bis hin zu Messebesuchen.

Viel wichtiger aber ist das Wachsen der Persönlichkeit, das Gefühl, eine sinnstiftende Arbeit zu leisten, das Selbstvertrauen, die Unabhängigkeit zu bewahren und der stete Glaube an sich selbst.

Ehrlich, ungeschminkt, authentisch, realistisch und alltagsnah – so lässt sich das Buch beschreiben.

Der Leser erfährt von den Schwierigkeiten, die eine Existenzgründung mit sich bringt, von den Opfern, die man bringen muss. Geldmangel, viel Arbeit, Mitarbeitersuche und Rechtsstreitigkeiten, die zu Existenzängsten führen.  Für die beiden Gründerinnen war es immer wichtig, nicht von Krediten, externen Investoren oder Handelsvertretern abhängig zu sein.

Es ist ein sehr persönliches Buch, warmherzig und mit viel Humor geschrieben. Man merkt, wie viel Herzblut Bettina in ihr Unternehmen investiert und auch in das Buch gesteckt hat: Tiefgründige Gedanken bringt sie einfühlsam zu Papier.

Geeignet für: Gründer*innen

Bewertung: lehrreich

Über die Autorin:

Bettina Steinbrugger, Gründerin, beschäftigte sich schon während ihres Studiums mit dem Thema Nachhaltigkeit, 2011 gründete sie mit ihrer Freundin Annemarie das Unternehmen „Erdbeerwoche“

 

Verlag: Campus Verlag

Paperback: 220 Seiten

Erscheinungsdatum: 13.09.2023

Erste Auflage

Genre: Unternehmensgründung

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Bettina

    Danke für die tolle Rezension! Freue mich sehr, dass das Buch gefallen hat! Liebe Grüße Bettina

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