Du betrachtest gerade Die Pflegekatastrophe

Die Pflegekatastrophe

Die Pflegekatastrophe

… und wie wir sie durch gute Konzepte in der Altenpflege verhindern können

Kaspar Pfister war 19 Jahre in der Gemeindeverwaltung tätig und gründete, motiviert durch seine Erfahrungen als Geschäftsführer von Dienstleistungsunternehmen in der Altenpflege, die BeneVit-Gruppe.

Mit seinem Unternehmen und dem Modellprojekt der stambulanten Versorgung hat er sich zu Recht einen Namen gemacht und damit den Anstoß für ein Umdenken in der Wohn- und Pflegeversorgung älterer Menschen gegeben. Dieser Ansatz hat einen Ruck bis in die Politik gegeben.

In seinem Buch „Die Pflegekatastrophe …und wie wir sie durch gute Konzepte in der Altenpflege verhindern können“ beschreibt er in 7 Kapiteln auf 304 Seiten seinen Gedankengang. Dabei spannt er den Bogen von der demografischen Entwicklung und dem Personalmangel über die Finanzierung bis hin zu den Vorteilen für die Senioren, wenn sie in seiner Wohnform physisch und psychisch gefordert werden und dadurch an Lebensqualität gewinnen. Dabei verknüpft er stets die bestehenden gesellschaftlichen und politischen Herausforderungen mit seinen Lösungsansätzen. Er verschweigt nicht, dass auch er in seinem Modellprojekt vor Herausforderungen stand und zeigt auf, wie er diese gemeistert hat.

Kapitel 1 „Die Pflegekatastrophe und meine Lösungsansätze, wie ein Wandel gelingt“

beschreibt, wie er die Herausforderungen in der Pflege einschätzt und wo seine Lösungen ansetzen. Ein wichtiger Ansatz setzt bei den Personalkosten in der ambulanten, bedarfsorientierten Pflege gegenüber der stationären Pflege mit festen Personalschlüsseln an.

In Kapitel 2 „Im Mittelpunkt: Sinn und Lebensfreude“ geht er dann auf den Gewinn ein, den seine stambulante Betreuungsform im Hinblick auf Lebensqualität und Lebensfreude der betreuten Senioren bringt. Zu Recht weist er darauf hin, dass sich das physische und psychische Wohlbefinden der Bewohner verbessert. Diese Effekte lassen sich auch in den Kennzahlen der Begutachtungsinstrumente abbilden.

Ausgehend von den Ansätzen in Kapitel 2 legt er in Kapitel 3 „Mutig und kreativ andere, sinnvolle Wege gehen“ dar, warum die bestehenden Standards der Qualitätsmessung in der Pflege eines Paradigmenwechsels bedürfen und aus neuen Messparametern auch ein neuer Ansatz zur kontinuierlichen Qualitätsverbesserung in der Altenpflege – auch in einer stambulanten Einrichtung – entstehen kann. Er fordert damit eine ständige Veränderung und Anpassung auch für sein System.

In Kapitel 4 „Gute Pflegekräfte trotz demografischen Wandels“

geht er auf das Thema „Pflegekräfte“ ein. Er spricht klar aus, was für alle offensichtlich ist. Künftig müssen die Betreiber die Pflege mit weniger Personal sicherstellen. Ausführlich beschreibt er, wie die Personalstruktur in seinen Einrichtungen aussieht, welche organisatorischen Probleme es gibt und wie er damit umgeht. Pfister geht darauf ein, wie sich das Reallohnniveau in der Pflege zu den realen Lohn- und Lebenshaltungsbedingungen im Umfeld verhält. Natürlich investiert BeneVit viel in die Ressource Mensch. Es gibt aber relevante Mitarbeiter, die in diesem System nicht refinanziert bzw. berücksichtigt werden. Zum Beispiel Verwaltung, Hauswirtschaft etc. Darüber hinaus integriert er den Begriff der sinnhaften Tätigkeit und des Arbeitsklimas neben der Entlohnung als Anforderung an die gesamte Branche. In seinen Überlegungen gibt er Hinweise und Anregungen, die auch für klassische vollstationäre Pflegeeinrichtungen wertvoll sein können!

In Kapitel 5 „Fit im Alter, entlastet das Pflegesystem“ geht Pfister unter anderem noch einmal näher auf den Wert der Senioren in und für die Gesellschaft und den Wert seiner Wohnform für das Selbstwertgefühl der Bewohner ein.

Kapitel 6 „Gute Pflege integriert, das spürt man auf den ersten Metern“ geht auf die Integration von Wohnumfeld und Wohnform ein. Das Setting wird mit seinen sozialen Auswirkungen auf Bewohner und Umfeld in Beziehung gesetzt und Gestaltungsmöglichkeiten aufgezeigt.

Kapitel 7 „Das Dilemma Pflege – Welche Alternativen gibt es?“ grenzt dann abschließend das stambulante Konzept noch einmal gegen andere bestehende Wohnformen wie z.B. ambulant betreute Alten-WG`s ab. Finanzielle Aspekte werden angesprochen. Dabei erhebt Pfister nicht den Anspruch, dass seine Wohnform die einzig richtige ist. Er zeigt auf, dass sie eine wichtige Versorgungslücke schließt und neue relevante Aspekte einbringt.

Fazit:

Kaspar Pfister schreibt in seinem Buch nicht nur ein Plädoyer und ein praktikables Konzept für eine neue Wohn- und Versorgungsform für Senioren, sondern spricht sich auch für einen Paradigmenwechsel im Umgang mit dem Alter und den Senioren aus.  Dabei beschreibt er eine alternative Versorgungsform.

Das Buch ist nicht nur für „Neu- und Umdenker“ relevant, sondern gibt durch seine Fülle an Informationen auch tiefe Einblicke in die Prinzipien und Dilemmata der Pflege. Damit schafft es auch bei Interessierten, die nicht so tief in der Materie stecken, Verständnis für dieses System.

Unabhängig davon, ob man für oder gegen die stambulante Pflege ist, sollte man das Buch gelesen haben, um mitreden zu können.

Abgerundet wird das Buch durch zahlreiche Literaturhinweise.

Geeignet für: alle Interessierten

Bewertung: meinungsstark und innovativ

Über den Autor:

Kaspar Pfister ist Gründer und Geschäftsführer der BeneVit Gruppe. Mit seinem auf Altenpflege spezialisierten Unternehmen betreibt er etliche Wohngemeinschaften, die er nicht Seniorenheime nennen will. (Quelle Ullstein Verlag)

Verlag: Ullstein Verlag

Taschenbuch: 300 Seiten

Erscheinungsdatum: Oktober 2023

Genre: Pflege

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

Schreibe einen Kommentar