Schatz, ich habe Aktien gekauft!

Rezension – Buchempfehlung – Buchtipp – Buchbesprechung

Sternebewertung
3.5/5

Schatz, ich habe Aktien gekauft!

„Wie Sie die Angst vor der Börse verlieren und Ihr Geld vermehren“

lautet der Untertitel. Die Zeilen klingen doch interessant. Niemand möchte in Niedrigzinszeiten sein Geld auf dem Sparkonto quasi wie Sand durch die Finger rinnen sehen. Und dass die Deutschen gewohnheitsgemäß eine große Skepsis vor der Börse hatten, ist allgemein bekannt – aber diese verliert sich ja langsam.  Im März 2021 veröffentlichte Statista, dass es bis Ende 2020 5,34 Mio. Aktionäre in Deutschland gab. Das ist der höchste Wert seit 2001 – der New Economy Blase. Trendwende!

„Schatz, ich habe Aktien gekauft!“ ist das zweite Aktienbuch von Christian Thiel. Der Aufbau ist sehr ähnlich gehalten, wie der Vorgänger  „Schatz, ich habe den Index geschlagen!“.

In neun Kapiteln erklärt Thiel auf eine amüsante Art und Weise, warum Aktien die lukrativste Methode ist, sein Geld zu vermehren. Es kommen pro Kapitel Börsenexperten, Finanzblogger und erfahrene Kleinanleger zu Wort; sie berichten von ihren Fehlern und wie sie es heute erfolgreicher machen. Zum Ende jedes Kapitels gibt es eine Zusammenfassung „Halten wir fest“, die die wichtigsten Kernthemen noch einmal wiederholt.

„Wenn nicht jetzt, wann dann?“

singen nicht nur die Höhner in einem ihrer Musikhits, das fragt auch Christian Thiel auf der Rückseite seines neuen Buches. Er hält es ähnlich wie Beate Sander, ihr Motto war immer „Ein Crash ist gut, für Leute mit Mut.“

Der rote Faden des Ratgebers ist die Thematik der Investition in einen passiv-gemanagten Indexfonds gerade in Crash-Phasen. Dies belegt der Autor an Hand von vielfältigen Geschichten.

Zum einen sind ETFs sehr kostengünstig  im Gegensatz zu aktiv gemanagten Aktienfonds der Finanzinstitute. Dass die ETFs historisch betrachtet auch noch eine gewinnbringende Rendite bringen als die undurchsichtigen Aktienfonds der Crash-Propheten, Gold, Immobilien oder  Anleihen wird deutlich herausgearbeitet.

Der YouTuber Saidi Sulilatu von Finanztip erklärt in einem Interview, warum er per Sparplan Monat für Monat einen festen Geldbetrag in den ETF steckt. Das bedeutet, dass man in schlechten Börsenphasen mehr Anteile an dem Fonds erwirbt. Ein Pluspunkt für die Kurskorrektur. Langfristig – auf 30 bis 40 Jahre – gesehen macht ein Aktien-Crash im Chart kaum etwas aus.

Dass die Magie des Zinseszinses bei einem thesaurierenden Indexfonds geschickt ausgenutzt wird, ist eine weitere Stärke.

Keep calm and invest more

Eigentlich ist es für den Anfänger kaum möglich, den Index zu überbieten. Zum Ende des Buches verrät Thiel seine neun Regeln, wie er es doch geschafft hat achtmal den Index zu schlagen.

Das Buch schließt ab mit einem Exkurs in den neuen Forschungszweig der Verhaltensökonomie „Behavioral Finance“. Die Wissenschaft beschäftigt sich mit der Frage, warum Anleger sich nicht rational in Gelddingen entscheiden. „Warum werden Aktien in Hochphasen gekauft und im Crash verkauft?“ Da die Frage nicht abschließend geklärt ist, vermuten die Wissenschaftler, dass es die Angst vor noch weiterem Verlust ist. Und Angst ist bekanntlich ein schlechter Ratgeber.  

Fazit:

Das zweite Börsenbuch von Christian Thiel ist für den Börsenneuling ideal geeignet. Mit seinem kurzweiligen Sprachstil lässt es sich locker und leicht lesen. Er benutzt kurze Sätze. Die komplexen Zusammenhänge der Börsenwelt erklärt Thiel auf seine einfache aber verständlich gewohnte Weise. Abbildungen von Aktiencharts verdeutlichen die Thematik. Kernthema des Ratgebers ist es dem Leser die Scheu vor der Investition in Aktien zu nehmen. Und das ist ihm auch super gelungen. Er wird nicht müde zu wiederholen, dass für den Anfänger das passive Investieren in ETFs die einfachste und beste Lösung ist. Denn um gewinnbringende Aktien herauszufiltern, muss man im Vorfeld viel Zeit in Fachliteratur und Geschäftsberichte stecken.  

„Software is eating the world! “

Enorm hilfreich fand ich die Unternehmensanalyse von Amazon auf den 7 Seiten zum Ende des Buches. Wie im Stil von Warren Buffett gibt Thiel uns ein Beispiel, wie ein Aktionär ein Unternehmen an Hand von qualitativen Kriterien bewerten kann. Es geht dabei um Aspekte wie Amazon Gewinne generiert, auf welchen Märkten es agiert, auf welche Konkurrenten es achten muss und wie Amazon die Gewinne einsetzt, um zu expandieren.

Wie schon im Vorgängerbuch belegt er seine Thesen mit Beispielrechnungen, Experteninterviews und Weisheiten von Warren Buffett. Auch optisch ist der Ratgeber im Design ansprechend gestaltet: Abschnitte in blauer Schrift machen klar, dass dieser Stoff wichtig sind.

Bewertung: Nice to have
Geeignet für: Anfänger

Über den Autor: Christian Thiel (Jahrgang 1961), Philosoph, Germanist, Berliner, publizierender Single und Paarberater. Er beschäftigt sich schon seit über 20 Jahren mit Finanzthemen, Aktien und Investieren. Seine Erfahrungen, Kenntnisse und Meinungen schreibt er auf dem Finanz-Blog „Großmutters Sparstrumpf“ und sein Portfolio ist bei Wikifolio veröffentlicht, in das man auch investieren kann. Weitere Bücher: „Schatz, ich habe Aktien gekauft!“, Streit ist auch keine Lösung, Wer passt zu mir?, Liebe ist, den Partner nicht so zu nehmen, wie er ist. uvm.

Verlag: Campus

Broschiert:  240 Seiten

Erscheinungsdatum:  16.09.2020

Genre: Allgemeiner Börsenführer

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