Rezension – Buchempfehlung – Buchtipp
So liest Warren Buffett Unternehmenszahlen
Quartalsergebnisse, Bilanzen & Co – und was der größte Investor aller Zeiten daraus macht
Die Leidenschaft von Warren Buffett ist es Geschäftsberichte zu studieren. Und davon hat er im Laufe seines Geschäftslebens tausende gelesen. Dieses Buch berichtet auf eine kurzweilige Art, auf welche speziellen Punkte Buffett in den Berichten achtet und Unternehmen herausfischt, die einen großen Burggraben haben. Seine ehemalige Schwiegertochter Mary Buffett und sein Schüler David Clark erklären in 57 kurzen Kapiteln die Vorgehensweise wie die Investment-Legende Bilanzen, Gewinn- & Verlustrechnungen und Kapitalflussrechnungen liest. Jeder Posten wird Schritt für Schritt analysiert und mit einem Beispiel verständlich erklärt.
Wer beeinflusste Warren Buffett in seiner Methode?
Buffett war Anfang der 50er Jahre ein Schüler von Benjamin Graham. Grahams Bestseller „Intelligent Investieren“ beeindruckte Buffett so maßgeblich, dass er jahrelang nach dieser Methode investierte. Graham bevorzugte unterbewertete Aktien, legte keinen Wert auf den Wettbewerbsvorteil der Unternehmen und verkaufte die Papiere spätestens nach zwei Jahren wieder. Erst seitdem er mit Charlie Munger zusammenarbeitet, analysiert er die qualitativen Faktoren der Unternehmen speziell im Hinblick eines Vergleiches innerhalb der Branche. Diese neue Strategie war ein Paradigmenwechsel im Value Investing, nicht nur unterbewertete Aktien finden, sondern aus dem Pool Firmen, bei denen sich der Wettbewerbsvorteil aus den Geschäftsberichten herauslesen lassen kann, zu finden.
Das brachte Buffett zu zwei Einsichten: Der Aktionär sollte Unternehmenskandidaten mit einem Wettbewerbsvorteil erkennen und anschließend auch richtig bewerten können. Idealerweise hat das Unternehmen eine Monopolstellung innerhalb des Marktes, es bietet seine Produkte zu einem unschlagbar günstigen Preis an oder es hat den höchsten Bekanntheitsgrad.
Finanzabschlüsse können eine spannende Materie sein
Auf welche Zahlen, Daten und Fakten schaut Buffett, um den Wettbewerbsvorteil einer Aktiengesellschaft zu bestätigen?
In der Gewinn- und Verlustrechnung kommen für ihn Firmen infrage, die stetig wachsende Steigerungen im Umsatz, im EBIT und im Jahresüberschuss erwirtschaften. Sprunghafte Ergebnisse deuten auf eine unbeständige Managementstrategie oder auf einen Markt mit starker Konkurrenz hin. Dem gegenüber sollten die Kosten für Entwicklung und Forschung, die Abschreibung, die Fremdfinanzierung und die Kreditzinsen so gering wie möglich sein.
Auf der Aktiva-Seite der Bilanz legt Buffett auf einen hohen Bargeldbestand, anders ausgedrückt eine ausreichende Liquidität, und geringe Kosten für die Maschinenanlagen, wert.
Auf der Passiva-Seite der Bilanz ist dementsprechend eine geringe Verschuldung/Fremdkapital und ein hoher Eigenkapitalanteil wichtig. Eine Eigenkapitalrendite von 20 % oder mehr ist ein sehr gutes Ergebnis.
In der Kapitalflussrechnung mag es Buffett, wenn wenig Geld für Investitionsaufwendungen ausgegeben wird. Er ist bekannter weise ein Fan von Aktienrückkäufen, die den Gewinn für Aktionäre erhöhen.
Die Autoren bringen es bei dem Thema auf den Punkt: „Da die Aktionäre auf Dividenden Einkommensteuer bezahlen müssen, hat Warren noch nie besonders viel gehalten, das Vermögen der Aktionäre durch Dividenden zu mehren. … Warren wendet sehr gern den schlaueren Trick an, einen Teil des überschüssigen Geldes, das das Unternehmen abwirft, für den Rückkauf von Aktien des Unternehmens zu verwenden. Dadurch sinkt die Anzahl der umlaufenden Aktien – was die prozentuale Beteiligung der verbleibenden Aktionäre am Unternehmen erhöht – und der Gewinn je Aktie des Unternehmens steigt, sodass letztlich der Aktienkurs steigt.“ (Seite 173)
Hat Buffett den heiligen Gral gefunden?
Um die Unternehmensbewertung abzuschließen, berechnet er einen fairen Kaufpreis der Aktie mit der Discounted Cashflow Methode. Wenn es planbar ist, kauft Buffett in pessimistischen Börsenzeiten, genannt Baisse, Unternehmen, auf die er vorher ein Auge geworfen hat.
Eigentlich möchte Warren die Aktienunternehmen dauerhaft halten, er war ja von deren Einzigartigkeit überzeugt, jedoch gibt es zwei Gründe für einen Verkauf: erstens, wenn das Unternehmen der Konkurrenz hinterherschaut und zweitens in Börsenhochzeiten das Kurs-Gewinn-Verhältnis über 40 steigt. Es fällt auf, dass er viel Wert auf einen hohen Cash-Bestand und niedrige Kosten und Fremdkapital legt. Diese Einstellung hat den Grund, dass für den Fall das Unternehmen in eine wirtschaftliche Schieflage gerät, die Firma aus eigener Kraft überleben kann und nicht in die Insolvenz geht. Bei seinem eigenen Unternehmen Berkshire Hathaway werden keine Dividenden ausgeschüttet, sondern einbehalten und reinvestiert.
Fazit:
Mary Buffett und David Clark haben mit diesem Bestseller eine Anleitung für die Analyse von Geschäftsberichten der Investmentlegende geschrieben. Die Autoren jonglieren mit fachspezifischen Begriffen wie Rechnungslegung, aktiver Rechnungsabgrenzungsposten und Bruttogewinnmarge. Kennt man sich in der Welt der BWL aus, kann dieses Buch sehr hilfreich sein die Geschäftsberichte in Zukunft besser interpretieren zu können. Der strukturelle Aufbau ist so gewählt, dass die Berichte von oben nach unten logisch analysiert werden. In jedem Kapitel werden gern Paradebeispiele von Coca-Cola, Wrigley‘s und Procter & Gamble gegeben, die die Thematik verdeutlichen. Der Sprachstil ist bewusst für Anfänger einfach gewählt. Leider wiederholen sich die Argumente zu häufig und werden nicht wissenschaftlich belegt, sondern berichtet von Buffetts Erfahrungen. Dies ist kein Buch zur Berechnung von Kennzahlen oder der Discounted Cashflow Methode.
Für den Anfänger ist das Sachbuch geeignet, denn es wird in einfacher verständlicher Sprache und mit Beispielen vermittelt nach welchen Kriterien Aktien als Unternehmensbeteiligung ausgewählt werden können. Für einen Fortgeschrittenen ist dieses Buch von Interesse, weil es neue Aspekte darüber vermittelt, weshalb man Aktien von bestimmten Unternehmen kaufen sollte.
Bewertung: Sinnvoll
Geeignet für: Anfänger mit BWL-Wissen
Über die Autoren:
Mary Buffett war mit Warrens Sohn Peter zwölf Jahre verheiratet. Sie hält Vorträge über finanzielle Themen, tritt regelmäßig im Fernsehen auf und engagiert sich für Politik und Umwelt. Als Unternehmensberaterin hat sie u. a. mit AOL Time Warner zusammengearbeitet. An der UCLA in Los Angeles doziert sie in den Fächern Wirtschaft und Finanzen.
David Clark ist ein Schüler von Warren Buffett und führt heute eine Investmentgesellschaft in Omaha. Er studierte Wirtschaft und Jura.
Mit Mary hat er insgesamt sieben Investmentbücher verfasst, u. a. „Buffettology“ und „Das Tao des Warren Buffett“.
Verlag: Börsenbuch Verlag
Erscheinungsdatum: November 2012, 2. Auflage, Erste Auflage 2008
Gebundene Ausgabe: 212 Seiten
Genre: Bilanzen