Die Zukunft von Netflix?

Was denkst du, wie wird Netflix in den kommenden 5/10/20 Jahren performen?

Um durch die Frontscheibe schauen zu können, sollte man zuerst in den Rückspiegel sehen. Ich will damit sagen, dass man aus der Vergangenheit heraus nur versuchen kann, die Zukunft eines Unternehmens beziehungsweise den Erfolg einzuschätzen. Die Praxis zeigt, dass das kaum möglich ist. Ich empfehle in diesem Zusammenhang das Buch „Der schwarze Schwan“ von Nicholas Taleb zu lesen. Dennoch möchte ich im folgenden Gedanken und Anregungen auf die Frage geben, wie Netflix zukünftig performen könnte. Dazu gehören nicht nur die Aktienkurse der Vergangenheit, sondern auch die Betrachtung der Unternehmenskultur und Innovation – siehe Buch „Netflix“ – sowie die Marktbetrachtung.
Reed Hastings schreibt in seinem Buch, dass er plant weltweit noch weiter expandieren zu können. Der amerikanische und europäische Markt ist schon erobert. Auf dem afrikanischen und asiatischen Kontinent kann die Stellung noch ausgebaut werden. Besonders Südkorea steht im Fokus der Expansion. Zukünftig wird noch in weitere Entwicklung investiert. Ein Wachstum in bestehenden Märkten und neuen Märkten wird also angestrebt. Es stellt sich die Frage, ob das Marktpotenzial so groß ist wie der bereits eroberte Anteil.

Kann das Unternehmen Gewinne verdoppeln?


Laut Visual Capitalist ist Netflix eines der innovativsten Unternehmen weltweit. Es kann also unterstellt werden, dass die Innovationskraft und somit Flexibilität zur Eroberung neuer Märkte und Anpassung an bestehende Märkte erhalten bleibt.
In der Vergangenheit hat Netflix ein beachtliches Umsatz- und Gewinnwachstum (27,37 % bzw. 89 % durchschnittlich in den letzten acht Jahren) erzielen können. Netflix wurde 1997 gegründet und anfangs wurden Videos und DVDs verliehen. Der Streaming-Dienst hat sich 2007 etabliert und hat in den letzten 14 Jahren bei den Nutzern einen starken Zulauf gefunden. 2013 startete Netflix mit der Produktion von eigenen Serien und Filmen.
In der Corona-Pandemie hat Netflix situationsbedingt gewinnen können. Da die Bevölkerung durch Ausgangssperren und Quarantäne zu Hause blieb und die Kinos geschlossen haben, konnte Netflix seine Abonnentenzahl erhöhen.

Statista schreibt dazu:


„In allen Weltregionen ist die Zahl der Netflix-Abonnenten in den letzten Jahren gestiegen. Dabei lässt sich das größte Wachstum in der EMEA-Region feststellen. Die meisten Nutzerzahlen verzeichnete der Streaming-Gigant in seiner Heimatregion USA und Kanada mit insgesamt 74,4 Millionen Abonnenten. Danach folgt die EMEA-Region (Europa, Naher Osten und Afrika) mit etwa 68,5 Millionen zahlenden Abonnenten. Am niedrigsten ist bislang die Abonnentenzahl in Asien und dem Pazifik-Raum (26,9 Millionen). Im Jahr 2020 überstieg die Anzahl der Abonnenten weltweit erstmals die 200 Millionen-Marke.“

Amazon Prime (200 Mio. Abonnenten) und Disney Plus (86,6 Mio. Abonnenten) sind direkte Konkurrenten. Ende März 2021 hatte Netflix 207,64 Mio. zahlende Kunden, lag aber hinter den Erwartungen zurück. Das ist Jammern auf hohem Niveau. Zumal die Gewinn- & Umsatzzahlen stiegen. Trotzdem stellen die Kritiker die Frage, ob Netflix angesichts der härteren Konkurrenz die Grenzen des Wachstums erreicht hat? Schließlich konnte zumindest aktuell coronabedingt die Produktion eigener Serien (z. B. „Lupin“) und Filme nicht wie geplant fortgeführt werden.
Jeder neugewonnene Abonnent erhöht den Gewinn des Unternehmens.

Der Unternehmenswert wächst weitestgehend – parallel steigt auch der Aktienkurs. Im Sommer 2018 hatte der Kurs zwar mit 350 € einen Höchststand und fiel dann für zwei Jahre ab. Erst im Frühling 2020 konnte der Wert dann wieder geknackt werden. Stieg von Frühling bis Juli 2020 auf 488 € und bleibt seitdem auf einem Niveau. Aktuell notiert die Aktie 400 €. Die Experten sagen dazu: „Die Aktie bewegt sich seitwärts.“ Netflix zahlt keine Dividenden aus. Die Gewinne erhöhen das Eigenkapital und werden in Filmproduktionen reinvestiert. Der Einzelanleger bekommt seine Investition allenfalls über den steigenden Aktienkurs heraus. Der Fremdkapitalanteil (71,83 %) ist ebenfalls hoch.
Das Eigenkapital steigt von Jahr zu Jahr an (durchschnittlich 40 % pro Jahr). Warum steigt dann der Aktienkurs? Weil die Bilanzsumme steigt (durchschnittlich 33 % pro Jahr), wird die Aktie teurer. Zukünftig kann der Kurs steigen, die Frage ist: wie viel noch?

Wohin wird es noch weiter expandieren?


Zurzeit scheint Netflix erfolgreich am Markt zu stehen. Kursanstiege sind durchaus realistisch. Aber es gab ja auch schon Rückschläge in den Kursverläufen. Es ist offen, ob die Steigerung in den nächsten Jahren so stark sein kann, wie in den vergangenen Jahren.
Meiner Einschätzung nach ist ein moderater Kursanstieg wünschenswert und realistisch.
Wenn man unterstellt, dass Netflix das Fremdkapital in Filmproduktionen investiert und das Kapital dort benötigt wird, dann wirkt das Geschäftsmodell risikobehaftet.
Erst 2020 erreichte Netflix einen positiven Cashflow Wert. Vorher wurden die Barmittel in Film- und Serienproduktionen gesteckt. Diese hohe Investitionsbereitschaft und Finanzbedarf findet sich natürlich im Buch wieder: hohe Personalkosten und Risikobereitschaft bei Produktionen.
Netflix investiert viel in Humankapital und Produktionen. Den Geschmack der Abonnenten zu treffen ist ein Risiko. Jedoch haben in den letzten Jahren Netflix und seine Konkurrenten die Medienlandschaft erweitert. Sie stellen für Mediennutzer das einzige TV Medium dar. Gerade für die jüngere Generation stellen Streaming Dienste schon die einzigen TV-Medien dar. Und der Markt wird weiter wachsen.
Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) ist mit 48 sehr hoch. Das KGV sagt aus, wie viele Jahre es dauern würde, wenn man Unternehmen komplett kauft, sich die Investition bei gleichbleibenden Gewinnen amortisiert hätte. Es wird erwartet, dass das KGV von Netflix zukünftig niedriger wird. Das hohe KGV sollte nicht abschrecken. Maßgeblich für den Aktienwert ist die potenzielle Ertragskraft. Fast Grower und die meisten Unternehmen aus dem IT-Bereich haben ein hohes KGV.

Fazit:

Das Unternehmen hat noch Potenzial, solange das aktuelle Management führt, sodass die Unternehmenskultur und die damit verbundene Innovationskraft erhalten wird.
Ein Risiko besteht in langfristigen technologischen Veränderungen und das Erstarken der Konkurrenten. Die Marktexpansion in Russland und China scheint fraglich, weil hier auch Protektion besteht. Der Wert der Aktie kann natürlich mit steigendem Unternehmenserfolg noch zunehmen. Es scheint mir fraglich, ob die Performance die Entwicklung der letzten 20 Jahre nach zeichnen wird.

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