Investment Punk

Sternebewertung
4/5

Investment Punk

Warum ihr schuftet und wir reich werden

 

Gerald Hörhan legt in seinem Erstlingswerk von 2010 schonungslos dar, warum es seiner Ansicht nach  Angehörige der Mittelschicht nicht schaffen, aus ihrem finanziellen Hamsterrad auszusteigen.

Darunter versteht Hörhan, dass Leute zu viele Kredite parallel aufnehmen, so von einer sicheren  Einkommensquelle abhängig sind und schließlich das für eine Weiterentwicklung notwendige Risiko scheuen.

Als Hintergrund für die Niederschrift dieses Buches darf mit Sicherheit die Immobilienkrise von 2008 gesehen werden. Dies legitimiert auch die Wut, die sich im Sprachstil wieder findet. Mittlerweile haben sich diese Wogen natürlich geglättet, der Fokus von Investment dürfte sich in den letzten Jahren etwas verändert haben. Nichtsdestotrotz ist die Thematik der Fehlinvestitionen im Hamsterrad bestimmt noch aktuell.

Punks haben die Intention zu provozieren, zu rebellieren, rau und aggressiv ihre Meinung rauszuschreien. Sich gegen den Mainstream zu verhalten. Insofern sieht er sich als Rebell gegen konventionelles finanzielles Verhalten der Mittelschicht.

Dabei vertritt er die These, dass nicht die Finanzbranche Schuld an der Finanzkrise 2008 hatte, sondern das ausschweifende, irrationale Konsumverhalten der Mittelschicht. Ursache dafür ist die mangelhafte finanzielle Bildung und Hörhan klagt in einem Atemzug das Bildungssystem an. Leider wird in der Schule Ökonomie und deren Zusammenhänge für die private Zukunft nicht gelehrt. Deshalb sind seiner Meinung nach Menschen aus der Mittelschicht nicht fähig, Kreditverträge der Banken richtig zu verstehen.

Das typische Leben der Mittelschicht beschreibt Hörhan so: Eigenheim, Auto, Möbel, Küche und Fernseher auf Kredit und Schulden werden wiederum mit einem neuen Kredit abbezahlt.

Getreu dem Motto:

„Von dem Geld, das wir nicht haben, kaufen wir Dinge, die wir nicht brauchen, um Leuten zu imponieren, die wir nicht mögen.“ („Fight Club“ – Film)

Diese Abwärtsspirale macht abhängig von Banken und von dem Arbeitsplatz. Ist auch generell nur eine Einkommensquelle von einem vermeintlich sicheren Arbeitsplatz, nach Hörhan, nicht optimal. Ja geradezu gefährlich, besonders in einer Finanzkrise, wenn Arbeitslosigkeit droht. Sicher ist nichts.

Hörhan rüttelt nicht nur wach, er gibt auch Lösungen für das Dilemma:

„Man muss auf Dauer mehr einnehmen, als man ausgibt. Und man muss Schulden irgendwann bezahlen, und zwar nicht durch Aufnahme neuer Schulden.“ (S. 27)

 

Im Gegenzug gibt es auch intelligente Schulden, beispielsweise ein Kredit für die fremd genutzte Wohnung, den der Mieter tilgt. Ist der Autor doch der Meinung, dass zur Miete wohnen fast immer die kostengünstige und praktischere Lösung ist. Als weiteren Schritt kann der Leser über eine Immobilieninvestition vorzugsweise in finanzstarken Wohnlagen nachdenken.

Auch die Finanzberater der Geldhäuser bekommen gewaltig Gegenwind von Hörhan. Diese raten den Angehörigen der Mittelschicht Aktienfonds zu kaufen, wenn die Kurse schon oben stehen. Damit meint er zyklisches Kaufen; mit dem Strom schwimmen.  Es ist doch viel lukrativer antizyklisch zu kaufen, dann wenn die Kurse im Keller sind. Voraussetzung bei jedem Aktienkauf ist, dass der Anleger im Vorfeld die Geschäftsberichte studiert hat und den inneren Wert des Unternehmens kennt.  Dazu gibt er den Tipp, dass der Buchwert höher als die Marktkapitalisierung sein sollte, mit einem stabilen Geschäftskonzept und einer hohen Dividendenrendite von über fünf Prozent.

„Anleger brauchen eine simple Investmentstrategie, die sich emotionslos umsetzen lässt, und die Disziplin, sie eisern durchzusetzen.“ (S. 113)

 

Dass Konsum niemals eine kluge Investition ist, liegt auf der Hand. Besonders der Kauf eines Neuwagens ist eine Geldverbrennung. Viel geschickter ist es  einen drei Jahre alten Gebrauchtwagen mit wenig gefahrenen Kilometern zu erstehen.

Schließlich geht Hörhan noch auf die Arbeitssituation der Mittelschicht ein. Die meisten sind in einem angestellten Verhältnis von ihrem Job abhängig. Jedoch sind es die Unternehmer, die statistisch gesehen eine besser finanzielle Situation haben, als deren Angestellten.

 

Fazit:

Gerald Hörhan will aufrütteln, den Lesern die Augen öffnen und zum Nachdenken anregen. Das gelingt ihm auch. Das Besondere an dieser Lektüre ist der Punk-like provokante Sprachstil, schnodderig, aber leicht zu lesen. Im Laufe des Buches wird die Ausdrucksweise milder und der herausfordernde Ton lässt nach.

Punks laufen immer gegen den Mainstream, in diesem Fall ist der ökonomische Mittelstand-Mainstream gemeint.

Ich persönlich fand es gut, dass Hörhan seine Investmentstrategie erklärt, sodass ich seine Idee besser nachvollziehen konnte.

Inhaltlich fand ich immer wieder Parallelen zum „Rich Dad Poor Dad“ von Robert Kiyosaki, denn beide Väter waren Beamten und zogen einen sicheren Job dem Unternehmertum vor. Beide Autoren investieren hauptsächlich in Immobilien und betonen, dass ein Auto oder selbstgenutztes Eigenheim kein Vermögenswert darstellt.

Die Finanzirrtümer, die sich in den Köpfen eingeprägt haben, werden hier deutlich aufgedeckt. Leider werden diese Fehler von der Regierung, der Finanzbranche, der Werbung und der Gesellschaft weiterhin gefördert.

Hörhans Investitionsweisheiten sind im Gegensatz zu den Finanzirrtümern grundsolide und bewährt. Basieren diese doch auf Jahrhundertealten Weisheiten, dass man langfristig nicht mehr ausgeben soll, als man einnimmt. Im zweiten Schritt das gesparte Geld rational und langfristig investieren soll. Und nicht von der Inflation auffressen oder verzocken soll.

Dass eine Investition in ein Eigenheim nicht lukrativ ist, wird in Studien kritisch diskutiert. So kann man doch nach Tilgung des Kredites mietfrei wohnen, wobei man als Hausbesitzer lediglich die Steuer und Energiekosten zu tragen hat.

 

Geeignet für: Fans von Gerald Hörhan

Bewertung: unterhaltsam

 

Über den Autor:

Gerald Hörhan (*1975), Unternehmer, Autor, Immobilieninvestor, studierte in Harvard angewandte Mathematik und Betriebswirtschaft, arbeitete für McKinsey & Co. und sammelte bei JP Morgan Wallstreet-Erfahrung. Derzeit ist er Eigentümer und Vorstand eines international tätigen Corporate-Finance-Unternehmens.

Verlag: edition a

Gebundene Ausgabe: 189 Seiten

Erscheinungsdatum: 2010

Vierte  Auflage

Genre: finanzielle Bildung

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