Rezension – Buchempfehlung – Buchtipp – Buchbesprechung
„Im Einkauf liegt der (Börsen-) Gewinn.
Wie Sie besser anlegen als Warren Buffett“
klingt vielversprechend.
„Die Anlagemethode für den modernen Value-Investor“.
Nach dem Titelbild zu urteilen, könnte der Leser ein Buch über Buffetts Taktik erwarten – doch es geht weit darüber hinaus.
Wie werde ich der beste Anleger?
In zwölf Kapiteln beschreibt der Autor, mit welchen Strategien die Leser in Zukunft an der Börse erfolgreich in Aktien anlegen können, in dem er einen einfachen Weg erklärt wie man Aktien richtig bewertet. Er stützt seine Argumente mit Studienergebnissen von dem Investmentbanker Mauboussin und den Volkswirten De Bondt und Thaler.
„Um den Markt zu schlagen, muss man etwas anderes machen als der Markt.“ (Greenblatt, April 2017, Seite 15)
In den ersten vier Kapiteln erklärt Carlisle, wie die bekannten Börsengurus wie Joel Greenblatt, Graham und Warren Buffett so immens reich wurden. Sie handeln antizyklisch! Es werden ganz gezielt unterbewertete Unternehmen herausgefiltert, die aktuell einen niedrigen Aktienkurs notieren, aber dennoch ein zukunftsweisendes Geschäftsmodell haben.
Nach Carlisle besagt die Theorie die „Rückkehr zum Mittelwert“, dass die Aktienkurse immer wieder zum Indexwert (Normalzustand) zurückkehren.
„An der Börse wird die Zukunft gehandelt!“ (Autor unbekannt)
In Charts zeigt Carlisle auf, dass wenn man 1972 einmalig 10 000 US $ in den Standard & Poors 500 investiert hätte, sich der Depotwert 2017 (45 Jahre) auf 741 737 US $ gesteigert hätte.
Jedoch mit dem Rechenweg des Übernahmefaktors hätte der Anleger aus einmalig 10 000 US $ im Jahr 1972 bis 2017 sagenhafte 18,7 Mio. US $ erwirtschaftet. Dies trifft auf Unternehmen mit einer Marktkapitalisation von 50 Mio. bis 200 Mio. US $ zu.
Der Übernahmefaktor, im Original „acquirer’s multiple“, ist eine simple Formel, wie der Anleger schnell und unkompliziert ausrechnen kann, welche Aktie kaufenswert ist.
Was ist nun das besondere an dem Übernahmefaktor?
Der Anleger pickt sich gezielt gute Unternehmen zu wundervollen Preisen bzw. unterbewertete Aktien heraus. Es werden nicht komplexe Berechnungen hinzugezogen, auch das Kurs-Gewinn-Verhältnis spielt keine entscheidende Rolle.
Der Übernahmefaktor berechnet sich aus der Division vom Unternehmenswert und dem operativen Gewinn.
Je kleiner das Endergebnis ist, desto attraktiver ist der Aktienkauf. Diese Berechnung basiert auf dem Gedanken, in wie vielen Jahren – bei gleichbleibendem Gewinn – sich eine Investition in dieses Unternehmen amortisiert hat.
Carlisle betont, dass der operative Gewinn nicht mit dem EBIT gleichzusetzen ist. Der operative Gewinn errechnet sich in der Gewinn- und Verlustrechnung von oben nach unten. Das EBIT berechnet sich genau anders herum. In der Praxis berechnet man nun aus den Werten des Geschäftsberichtes den Übernahmefaktor für mehrere Aktiengesellschaften zum Vergleich. Das Unternehmen, das im Ergebnis den niedrigsten Übernahmefaktor hat (ebenso wie der KGV), wird favorisiert.
Die Rückkehr zum Mittelwert
Im achten Kapitel erklärt Carlisle, wie der Mittelwert definiert wird. Er zitiert dabei die Studie von Mauboussin. Das Ergebnis war, dass im Laufe des untersuchten Zeitraums (10 Jahre) die wirtschaftlichen Gewinne der profitablen Unternehmen abnehmen. Wohingegen die wirtschaftlichen Gewinne von schlechten Unternehmen steigen. In der Studie wurde ermittelt, dass profitable Aktiengesellschaften die Gewinnmargen über 10 Jahre nicht auf hohem Niveau halten können. Die nicht-profitablen Aktiengesellschaften kopieren deren Erfolgskonzepte und steigern somit die Gewinnmarge.
Erfolgreiche Vorbilder und deren Strategien
In den folgenden zwei Kapiteln beschreibt der Autor spannend die Strategien von erfolgreichen Investoren wie Carl Icahn, Daniel Loeb und Daniel Einhorn. Er vereint in der acquirer‘s multiple Strategie die Anlageprinzipien bekannter Börsenlegenden: Das antizyklische Handeln von Icahn, die Zauberformel von Greenblatt, die Rückkehr zum Mittelwert, Sicherheitsmarge und Zigarrenstummel-Methode von Graham und die Unternehmensanalyse von Buffett. So stellt der Autor den praktischen Bezug zu seiner Theorie her.
Im letzten Kapitel fasst Carlisle nochmals die Vorgehensweisen seiner Deep Value Strategie, um den Markt zu schlagen, in acht Regeln zusammen.
Fazit:
Das Buch ist für den Aktien-Anfänger gut verständlich und gibt mit der Formel eine Lösungsstrategie, die richtigen Aktien zu finden.
Carlisle hat ein leicht zu lesendes Buch in einer einfachen Sprache mit kurzen knappen Sätzen geschrieben. Er wiederholt er seine Argumente und Aussagen sehr häufig. Die Methoden werden meiner Meinung nach nicht detailliert genug erklärt und anhand nur einer Beispielrechnung (Apple) und gibt der Autor keine weiteren Vergleiche. Carlisle definiert des Weiteren nicht, welche exakten Werte als Schulden in die Formel mit einbezogen werden. Die in diesem Buch beschriebene Formel ähnelt doch sehr der allgemein bekannten Bewertungskennzahl Enterprise Value/EBIT.
Im Allgemeinen ist es immer einfach eine Ex-Post-Analyse von 1972 bis 2017 zu geben. Eine Ex-Ante-Analyse für die Zukunft zu bestimmen ist dagegen viel schwieriger.
Carlisle beschreibt anhand von Beispielen die Vorgehensweisen von Investoren, die milliardenschweren Fonds leiten. Aber ist die Strategie auch für den Kleinanleger geeignet, der die Börsenkurse nicht beeinflussen kann?
Carlisle‘ s Ansatz scheint generell interessant zu sein und ich würde diesen in die Entscheidungsfindung zusätzlich zu den Bewertungskennzahlen und den Rentabilitätskennzahlen hinzuziehen.
Bewertung: Nice to have
Geeignet für: Anfänger
Über den Autor: Tobias Carlisle ist Verfechter der Deep Value Strategie und leitet als Portfoliomanager den Acquirers Funds LLC. Er bloggt auf der Internetseite https://acquirersmultiple.com/ und auf dem Twitter-Account Greenbackd. Carlisle hat weitere Bestseller geschrieben. Er hat Jura und Business Management an der Universität of Queensland in Australien studiert und abgeschlossen.
Verlag: Börsenbuch Verlag
Erscheinungsdatum: 13. Februar 2020
Gebundene Ausgabe: 176 Seiten
Genre: Unternehmensbewertung