Lass die Mitarbeiter surfen gehen!

Rezension – Buchempfehlung – Buchtipp – Buchbesprechung

Sternebewertung
5/5

Lass die Mitarbeiter surfen gehen!

Die Erfolgsgeschichte eines eigenwilligen Unternehmers

Yvon Chouinard schreibt in diesem Buch über die Entstehung seines familiengeführten Unternehmens Patagonia. Die Philosophie für den Schutz der Umwelt beseelt dabei Chouinard selbst und durchdringt das Unternehmen Patagonia. Der Leser lernt hier einen Unternehmer kennen, der so ein Unternehmen „aus dem Auto heraus“ aufgebaut hat. Dies ist eine Geschichte, die uns schon bei Phil Knight begegnet ist – die Leidenschaft als Antrieb für den Erfolg. Gleichzeitig ist dieses Buch auch ein Plädoyer für den Schutz unseres Planeten, mit Ressourcen sorgsam umzugehen und sein erklärter Wille, nachhaltig seinen Beitrag zum Erhalt der Natur und einen kleinen ökologischen Fußabdruck zu hinterlassen.

Das Buch gliedert sich nach dem Vorwort von Naomi Klein und Yvon Chouinard in ein Geschichtskapitel, ein Kapitel über die Kernphilosophien und ein abschließendes Kapitel, welches zum sorgsamen Umgang mit der Natur, der Verantwortung von Unternehmen und der sozialen Verantwortung an sich handelt.

Die Anfänge

Die Familie zog 1946 von Quebec nach Kalifornien um. Chouinard stellt sich dabei als einen Menschen dar, den die Leidenschaft weniger in die Schule als vielmehr in die Natur führt: Er lernt Klettern, Tauchen, Fischen und teilt seine Stunden in der Natur mit Gleichgesinnten. 1957 kauft er auf einem Schrottplatz einen gebrauchten Glühofen, einen Amboss und Werkzeug, um sich seine eigene Bergsteigerausrüstung herzustellen. Seine Felshaken sollten aber entgegen aller bisherigen Technik sicher, wiederverwendbar sein und keine Spuren hinterlassen. Weil auch viele seiner Freunde diese Haken haben wollten, kaufte er sich mit 18 Jahren mit geliehenem Geld eine Gesenkschmiede, um mehr Haken und auch stärkere Karabiner produzieren zu können. 1966 zog er nach Ventura, eröffnete eine Werkstatt, um der gesteigerten Nachfrage nachkommen zu können und sonst am Strand zu surfen. Das Geschäft wuchs und Innovationen wie der Felshaken zum Klettern ohne Einschlagen in den Felsen ließen sein Geschäft wachsen.

Es wuchs zu einer breit gefächerten Produktlinie aus und 1994 erstellte Chouinard seinen ersten internen Umweltverträglichkeitsbericht.

Im zweiten großen Kapitel erklärt Chouinard die Kernphilosophien zum Schutze der Umwelt, der Nachhaltigkeit und eines sozialen Handelns unter Betrachtung der zugehörigen Unternehmensbereiche. So ist dieses Buch gleichzeitig Lehrbuch über Unternehmensstruktur, Praxiserfahrung und Anleitung zur nachhaltigen, umweltschonenden Unternehmensentwicklung. Der erste Teil seiner Geschäftsphilosophie betraf so die Produkte:

„Stelle das beste Produkt her.“ (S. 91)

Das „beste“ bedeutet für ihn unter anderem, dass es funktional, multifunktional, langlebig, reparaturfähig und zum Kunden passen soll.  Dabei soll die aber vor allem auch bei der Produktion und Vertrieb ressourcenschonend und umweltverträglich sein. Die Frage „Verursacht es unnötigen Schaden?“ leitet diesen Gedanken.

Weitere angesprochene Unternehmensbereich sind die Produktion, Distribution, Marketing, Finanz, Mitarbeiter, Management und Umwelt. Er wünscht sich, dass seine Mitarbeiter begeistert sind, weil sie etwas Kreatives, Nützliches und angenehmes erschaffen. Um seiner sozialen Verantwortung gerecht zu werden, bietet Patagonia berufliche wie private Unterstützung und die Möglichkeit, ein ausgefülltes und ausgewogenes Leben zu führen. Treu dem Grundsatz der Nachhaltigkeit im Bereich Human Resources.

Sein Unternehmensgrundsatz in der Umweltphilosophie lautet:

„Wir wollen die Umwelt bei der Herstellung unserer Produkte so wenig wie möglich belasten.“ (S. 201)

Bei alldem verheimlicht er nicht, dass dieser Spagat auch seine Schwierigkeiten bereithält.

Fazit:

Yves Chouinard beschreibt hier ein Leben und eine Einstellung, welche auch auf Unternehmen übertragbar ist und seiner Zeit damals weit voraus war, beziehungsweise noch immer ist. Es beschreibt ein Unternehmen, das sich mit Nachhaltigkeit am Markt behauptet und dabei durch die Unterstützung vieler Naturschutzprojekte einen zusätzlichen Beitrag zum Erhalt leistet.

Heute ist dieser Denkansatz aktueller denn je und ergreift eine ganze Generation. Der Gedanke, einen kleinen ökologischen Fußabdruck zu hinterlassen und sich auch mit Unternehmen zu identifizieren, welche diesen Ansatz verfolgen, ist zunehmend in unserer Gesellschaft verankert. Teilweise liest sich dieses Buch auch wie ein ökologisches Pamphlet. Dies sei dem Autor nachgesehen, denn tatsächlich braucht unsere Gesellschaft diese Menschen. Der Ansatz, ein ganzes Unternehmen darauf zu Gründen ist begeisternd und kann den Leser geradezu zu einem Fan machen.

Leider gibt es keine Aktien dieses Unternehmens – oder Gott sei Dank, denn im Sinne Chouinards ist es nicht. Der Leser muss sich seinen eigenen Weg der Nachhaltigkeit suchen.

Mein Fazit:

Es ist ein packendes Unternehmensbekenntnis und der Fingerzeig, dass Nachhaltigkeit auch in der Welt von Unternehmen ihren Platz haben kann. Dieses Buch ist eines der wertvollsten, wenn man nicht einfach nur den Status Quo halten möchte.

Bewertung: Sinnvoll und wertvoll

Geeignet für: Anfänger und Fortgeschrittene, Unternehmer, Leseratten

Über den Autor:

Chouinard wurde 1938 geboren und gründete 1973 das Unternehmen Patagonia. Er ist seit 1971 mit Malinda Pennoyer verheiratet und Vater von zwei Kindern.

Verlag: Redline

Erscheinungsdatum:08.Mai 2017

Taschenbuch: 271 Seiten

vierte Auflage 2021; Erstauflage 2016 bei Penguin Books

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