Der entspannte Weg zum Reichtum

Rezension – Buchempfehlung – Buchtipp – Buchbesprechung

Sternebewertung
3.5/5

Der entspannte Weg zum Reichtum

2011 hat dieser Ratgeber von Susan Levermann den Deutschen Finanzbuchpreis gewonnen.

Sie hat in ihrem Erstlingswerk ihre quantitative Value Investing – Strategie zum Anlegen in Einzelaktien für Anfänger beschrieben.

Endlich eine Frau in der männerdominierten Finanzwelt!

Aufgeteilt in 3 Teile behandelt sie wichtige Aspekte wie die grundlegenden Begriffe des Rechnungswesens, Behavioral finance und das von ihr selbst entwickelte Punktesystem sowie die ethischen Fragen des Investierens in Unternehmens.

Im ersten Teil erklärt Levermann die Grundlagen der Bilanzen und Gewinn- und Verlustrechnung. Mit vielen bildhaften Vergleichen schafft die Autorin es die eigentlich trockene Materie für jedermann veranschaulich darzustellen. Anhand einer fiktiven Bäckerei leitet sie den Leser durch den Dschungel von Bilanz, Gewinn – und Verlustrechnung und Abschreibungen.  Sie legt den Fokus auf die Herleitung von Fundamentaldaten u. a. dem Cashflow, der Eigenkapitalrendite und – quote, Gesamtkapitalrendite und die Liquiditätsgrade. Auch die Berechnung der Aktienkennzahlen wie das Kurs – Gewinn – Verhältnis und das Kurs – Buchwert – Verhältnis werden für Einsteiger verständlich auf den Punkt gebracht.

„Geld verdienen an der Börse ist einfacher, aber auch langweiliger als viele denken.“ (Susan Levermann)

Das neue Wissenschaftsfeld Behavioral finance, auf Deutsch Verhaltensökonomie, ist Thema des zweiten Teils. Oft zitiert Levermann den Nobelpreisträger Daniel Kahneman mit seinem Bestseller „Schnelles Denken, Langsames Denken“. Und der Leser erfährt, dass man sich selbst an der Börse der gefährlichste Gegner ist. Das „Verlangen nach Gewinn“ und Angst stehen dem Erfolg an der Börse oftmals im Weg.

Checklisten

Darauf aufbauend schlägt sie eine Brücke zu ihrem selbst entwickelten Anlagekonzept, das bewusst emotionslos, besser gesagt rational ist. Nach einer Checkliste aus dreizehn Punkten wird das richtige Unternehmen heraus destilliert. Diese Checkliste beinhaltet u.a. die oben erwähnte Eigenkapitalquote, – rendite, EBIT – Marge, das Gewinnwachstum oder das Kurs – Gewinn – Verhältnis. Eine Kaufempfehlung erreicht eine Aktie bei addierten  4 oder mehr Punkten.

Im dritten Teil spricht Susan Levermann das damals noch neue Investieren nach ethischen Aspekten an. So sollte doch jeder Aktionär ganz bewusst entscheiden, an welchem Unternehmen er sich beteiligt und sollte nicht nur auf die Rendite schauen. Man kann heute schon viel einfacher Aktiengesellschaften heraussuchen, die nach sozialen, umweltschonenden und wertorientierten Kriterien agieren.

Fazit:

Für Laien und Einsteiger mit Interesse in die Finanzwelt ist dieses Buch zu empfehlen. Susan Levermann benutzt einprägsame Vergleiche und schreibt mit einfachen Worten.

Der erste Teil bestehend aus den Grundlagen der Bilanzanalyse und Bewertung von Kennzahlen ist für den Anfänger sehr verständlich geschrieben. Wie man die EBIT-Marge berechnet oder warum eine hohe Eigenkapitalrendite gut zur Absicherung gegen schlechte wirtschaftliche Zeiten ist, kann die Autorin überzeugend erklären. Jeder Finanzbegriff wird in leicht verständlicher Art und Weise definiert. Mit vielen Beispielrechnungen, Tabellen und Abbildungen bringt sie die Thematik dem Leser näher.

Die Bewertungsmethode wirbt damit, dass sie deutlich bessere Renditen einfährt als die Konkurrenz, ob das langfristig wirklich so ist, ist fraglich. Die Checkliste nach der Levermann-Strategie basiert ausschließlich auf Zahlen und der Anleger beschäftigt sich  – im Gegensatz zu Buffett oder Town – nicht mit der Branche, der Geschäftsstrategie, dem Wettbewerbsvorteils oder dem Management des Unternehmens.

Portfolio Check

Nach Levermanns Empfehlung sollte der Anleger sein Portfolio alle zwei Wochen überprüfen, da sich in diesem Zeitraum die Fundamentaldaten der Aktien ändern. Wenn sich in den zwei Wochen die Werte verschlechtern und die Aktie nicht mehr die notwendigen vier Punkte erreicht, rät Levermann diese zu verkaufen. In der Praxis bedeutet das, dass der Anleger im schlimmsten Fall alle zwei Wochen Aktien kaufen und verkaufen soll. Die Rendite wird bei solchen Orderkosten sicherlich stark gemindert.

Des Weiteren wird eine Aktie im Score – System schlechter bewertet, wenn der Kurs drei Monate lang besser läuft als der dazugehörige Index. Damit meint die Autorin die Revision zum Mittelwert. Aber es stellt sich die Frage, ob sich das in der Praxis auch bewahrheitet.

Der Bestseller ist ein gut strukturiertes, für Anfänger informationsreiches Buch, um einen ersten Einblick in die Bilanzen und Cashflow – Rechnung zu bekommen. Die Empfehlungen bei der Aktienauswahl mittels Checkliste sind meiner Meinung aber nicht ausgereift. 

Bewertung: Nice to have

Geeignet für: Anfänger

Über die Autorin:

Susan Levermann (*1975) leitete bei der Fondsgesellschaft DWS erfolgreich verschiedene Aktienfonds. 2008 wurde sie als Fondsmanagerin für den besten deutschen Aktienfonds ausgezeichnet. Sie stieg nach dem Gewinn als Aktienfondsmanagerin aus und widmet sich heute ihrer Homepage und ist Chefin von Carbon Disclosure Project.

Verlag: dtv Verlag

Taschenbuch: 266 Seiten

Erscheinungsdatum:  01.09.2011

Elfte Auflage 2020

Genre: Allgemeiner Börsenführer

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. D. Brinkmann

    Nach deinem Tipp habe ich das Buch gekauft und gelesen. Wirklich toll für Anfänger wie mich.

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