Ohne starke Nerven geht es nicht

Sternebewertung
4/5

Ohne starke Nerven geht es nicht

– der erfolgreiche Weg vom Angestellten zum Unternehmer –

Unternehmerwissen für angehende Gründer und Investoren

Du hast eine zündende Geschäftsidee und möchtest deinen Angestelltenstatus verlassen? Du planst dein eigenes Start-up zu gründen und brauchst noch gute Ratschläge die wichtigen Stolperfallen zu umschiffen? Dann kann ich das neue Buch von Philipp Lichtenauer empfehlen, das die richtige Betrachtungsweise auf das Gründen erläutert.

„Wenn ich die Leute gefragt hätte, was sie wollen, hätten sie gesagt: schnellere Pferde.“ (Henry Ford)

Philipp Lichtenauer weiß, wovon er spricht, denn er hat selbst mehrfach Firmen gegründet und Entrepreneure bei Gründungen unterstützt. Als Vorsitzender des Kuratoriums des Fraunhofer-Instituts fördert er Startupper, die im technischen Bereich ihre Ideen umsetzen möchten.

Auf 200 Seiten eingeteilt in sieben Kapiteln erklärt Lichtenauer, dass ein Gründer nicht nur die richtige Geschäftsidee und Investoren überzeugen sollte, sondern wie man langfristig sein Geschäft am Markt etabliert.

Im ersten Kapitel werden die Rollen des Unternehmers in der historischen Entwicklung von den Ökonomen Quesnay über von Hayek bis Schumpeter eingeordnet. Während im 18. Jahrhundert Quesnay als erster den Wirtschaftskreislauf zwischen Herstellern und Verbrauchern analysierte, sah er den Unternehmer in der Versorgerrolle. Im Zuge der industriellen Entwicklung dient der heutigen Auffassung der Arbeitgeber als Market Marker beziehungsweise als Innovator und treibende Kraft. Schumpeter war der erste Ökonom, der die „schöpferische Zerstörung“ (Disruption) des Kapitalismus definierte und dem Wirtschaftskreislauf damit neue Chancen zusprach.  Unter Disruption kann man sich im weitesten Sinne die Entkopplung eines Subjektes (z. B. Mobiltelefon oder Fotoapparat) von seiner eigentlichen Nutzungsart und zweckorientierten neuen Kombinationen (Schöpfung) als z. B. Mobiltelefon mit Kamera verstehen.

„Entrepreneurs are not born, they are made – by themselves.“ (Philipp Lichtenauer)

In den folgenden Kapiteln erklärt Lichtenauer die Thesen von Geoffrey Moore, der den Technologie-Akzeptanz-Zyklus entwickelte. Moores Forschungsgebiet ist die Vermarktung von neuen Technologien. Er beschreibt, dass Gründer und ihre Produkte selten über die erste Stufe der Einführung hinauskommen. Die Strategie wäre, die Produkte an die richtige Zielgruppe zu vermarkten und aus einer Modeerscheinung einen Trend zu machen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Nur so könne das Unternehmen eine Brücke schlagen und den Abgrund zur Wachstumsphase erfolgreich überwinden. Das Kniffelige am Gründen ist, dass die Liquidität erhalten bleiben muss. Dazu rät Lichtenauer, den Aufwand mit der „Faktor 14 Regel“ zu berechnen. Diese beschreibt er im Buch.

Nachdem der Gründer mit einem Businessplan (Kapitel 4) die Investoren überzeugen konnte, behandelt Lichtenauer in Kapitel 5, wie man die Unternehmenskultur, insbesondere die Kommunikation mit den Kunden und Lieferanten gestalten sollte. Denn unangenehme Gespräche, besonders bei Lieferschwierigkeiten, wird es geben.

„Nur eine realisierte Idee ist eine gute Idee.“ (Thomas Alva Edison)

Wie nun konkret aus einer Produktidee ein etabliertes Geschäft wird, ist Thema des sechsten Kapitels. Darin werden Selbstüberschätzung und Denkfehler, die Daniel Kahneman in seinem Bestseller erläutert hat, als warnender Denkanstoß angesprochen. Die Persönlichkeit des Gründers spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle, sollte diese idealerweise so fokussiert, ausdauernd und diszipliniert wie ein Elitesoldat sein. Dabei ist die Fähigkeit, sich selbst gut zu führen, eine Grundvoraussetzung.

Im siebten und letzten Kapitel geht Lichtenauer auf unterschiedliche Führungsstile ein. Er bringt zu jeder Phase des Produktlebenszyklus den passenden Stil zusammen. Schließlich gibt er zu bedenken, wie viel Selbstentwicklung ein jeder als Entrepreneur durchlaufen muss, um erfolgreich und langfristig ein Unternehmen am Markt zu etablieren.

Fazit:

Philipp Lichtenauer hat in seinem informativen Buch eine völlig andere Seite des Unternehmertums erläutert. Während andere Bücher eine Anleitung für Businesspläne geben, steuerrechtliche und juristische Tipps ansprechen, geht Lichtenauers Sachbuch darüber hinaus.  Er stellt das Mindset für eine Start-up-Gründung  unterhaltsam heraus. Guy Kawasaki bringt es auf den Punkt:

„Entrepreneur ist keine Berufsbezeichnung. Es ist eine Geisteshaltung von Menschen, die die Zukunft verändern möchten.“ (Guy Kawasaki)

Der Sprung vom sicheren Angestelltenstatus zum Entrepreneur kann ein spannendes Wagnis sein. Oftmals lernt ein Gründer in kurzer Zeit der Unternehmensführung mehr über sich selbst, als in den vielen Jahren vorher. Damit so ein Vorhaben nicht scheitert, hilft Lichtenauer hier mit seinen praxisnahen Tipps und bereitet seine Aspekte strukturiert auf. Er spricht deutlich die Fallstricke und Schwierigkeiten (Probleme im Team und fehlende Liquidität) an und gibt Ratschläge, wie man diese umschifft.

„Ich bin nicht gescheitert – ich habe 10.000 Wege entdeckt, die nicht funktioniert haben.“ (Thomas Alva Edison)

Die Aufgaben, die an den Startupper gestellt werden, gehen über den gelernten Beruf hinaus. Plötzlich muss er sich mit den Steuern, juristische Fragestellungen, arbeitsrechtlichen Aufgaben, Marketing- und Vertriebskonzepten und Managementstrategien befassen. Auch hierfür muss der Gründer vorbereitet sein und in der Praxis wissen, dass er sich nicht um alles kümmern kann und Aufgaben und Verantwortungen des operativen Geschäftes delegieren muss.

Dass das Gründen kein Baukastensystem ist, wird dem Leser schnell klar. Lichtenauer spricht sich hier eher für eine starke Persönlichkeit des Gründers aus. Leider wird in Deutschland das Gründen von Start-ups den Entrepreneuren schwer gemacht. Nach einem Jahr haben 20 Prozent der Gründer ihre Geschäftsidee schon wieder aufgegeben und nach fünf Jahren gelten 50 Prozent der Firmen als gescheitert. Eigentlich schade, denn wir alle wissen, wie wichtig Innovationen für unsere Wissensgesellschaft sind.

Geeignet für: Entrepreneure

Bewertung: inspirirend

Über den  Autor:

Philipp Lichtenauer hat Volkswirtschaft studiert, heute ist er leitet er eine Unternehmen im Bereich der Plasmatechnologie und ist Vorsitzender des Kuratoriums des Fraunhofer Institutes. Davor war er bei einem niederländischen Unternehmen im Management tätig.

Verlag: Redline Verlag

Gebundene Ausgabe: 200 Seiten

Erscheinungsdatum: 17. Mai 2022

Genre: Unternehmertum

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