Intelligent Investieren

Rezension – Buchempfehlung – Buchtipp – Buchbesprechung

Sternebewertung
5/5

Intelligent investieren

Der Bestseller über die richtige Anlagestrategie

Bevor man an der Börse in Aktien oder Staatsanleihen investieren möchte, sollte man zuerst diesen Klassiker gelesen haben. Mit den wertvollen Grundregeln des Investierens  versehen sollte jeder werdende Aktionär dieses Buch als Standardlehrbuch inhaltlich kennen und in seiner Bibliothek als Nachschlagewerk vorhalten.

Benjamin Graham hat diesen Bestseller 1949 in der ersten Auflage herausgebracht. In den siebziger Jahren wurde es von ihm erneut vollständig überarbeitet und der Journalist Jason Zweig hat seit 2003 Kapitel mit Kommentaren hinzugefügt.

„Intelligent Investieren“ war zu seiner Erstveröffentlichung 1949 der erste Börsenratgeber, der auf fundamentalen Grundlagen die Strategie des Value Investings detailliert erläuterte.

„Intelligent Investieren (The Intelligent Investor) ist das erste Buch, das den emotionalen Rahmen und die analytischen Hilfsmittel beschreibt, die für den finanziellen Erfolg von Privatanlegern wesentlich sind. Es ist und bleibt das beste Buch über Kapitalanlage, das jemals für die Allgemeinheit geschrieben wurde.“ (Jason Zweig)

Graham hatte die Mission dem Leser bei der Auswahl der richtigen Unternehmen und der Kapitalanlage Hilfestellung zu leisten und sie vor erheblichen Fehlern zu schützen. 

Zu Anfang teilt Graham die Investoren in verschiedene Anleger-Typen ein

Der defensive-passive Investor möchte Ärger und Verluste vermeiden und sich nicht mit der Wertpapieranalyse anstrengen. Dieser Typ ist mit einem Indexfonds gut beraten.

Der professionelle-aktive Investor sucht nach attraktiven Aktiengesellschaften, verwendet  viel Zeit und Sorgfalt in der Auswahl und erzielt mit klugen Berechnungen eine bessere Rendite als der Marktdurchschnitt. Er hält die Wertpapiere für einen langen Zeitraum.

Beide Typen handeln nach Grahams Meinung intelligent.

Der Spekulant geht sehr unbedarft an das Thema heran. Er kauft und verkauft Aktien noch am selben Tag und schaut nicht auf die Bilanzergebnisse der Unternehmen. Diese Methode gibt wenig Anreiz, mit dem Aktienbesitz verantwortungsvoll umzugehen. Denn der wichtigste Gedanke beim Aktienkauf ist, dass man sich an einem Unternehmen beteiligt – nicht nur für wenige Stunden.

Value Investing

Graham verfeinerte die Strategie des Value Investing dahingehend, dass er aus der Bilanz und der Gewinn – und Verlustrechnung den „inneren Wert“ des Unternehmens zu berechnen wusste. Das setzte voraus, dass er die Geschäftsberichte bezüglich der Zahlen, Daten und Fakten analysierte. Zudem gilt es die Integrität der Geschäftsführung zu prüfen und die Branche zu kennen. Nur auf diesem Weg, so war sich Graham sicher, schützt man sich vor gravierenden Verlusten und Fehleinschätzungen. Neben einer Sicherheitsspanne, die immer einkalkuliert werden sollte, sollte der rationale Anleger eine „angemessene“ Rendite zu erwarten – aber keine überragende.

Graham war des Weiteren der Meinung, dass die Aktienmärkte nicht effizient sind. So ergeben sich immer Gelegenheiten Aktien zu günstigen Kursen zu kaufen.

Anleihen, Zinsen und Diversifikation

Es gab Jahrzehnte, in denen die Rendite von US-Staatsanleihen eine höhere Rendite abwarf, als die von Aktien. Deshalb rät Graham, dass sowohl der defensive als auch der professionelle Investor einen 25-75% – igen Mix aus Anleihen und Aktien im Portfolio zu halten, um sich vor großen Marktschwankungen zu schützen und das Risiko zu reduzieren. Es ist wichtig, sich daran zu erinnern, dass Graham während seiner Karriere sowohl sehr hohe als auch sehr niedrige Zinsen erlebte und sein Zeithorizont immer langfristig war.

 

„Kaufe billig und verkaufe teuer.“  (Rothschild)

Die Metapher mit dem manisch-depressiven Mr. Market

Graham beschreibt die Kursentwicklung der Aktien gerne mit dem fiktiven Pseudo-Experten „Mr. Market“. Ist Mr. Market in euphorischer Stimmung, ist er bereit für die Aktie einen übertrieben hohen Preis zu zahlen. Hat Mr. Market eine depressive Phase, verkauft er die Aktien zu einem sehr günstigen Kurs, der objektiv unter dem inneren Wert liegt. Dem rationalen Anleger wird empfohlen, sich auf den inneren Wert  seiner Unternehmen und die Zahlung von Dividenden zu konzentrieren, anstatt sich über das oft irrationale Verhalten von Mr. Market Gedanken zu machen.

Kriterien für erstklassige Unternehmen und deren Aktien

Graham hat eine Liste von Anforderungen zusammengestellt, die seiner Erfahrung nach essenziell sind, um ein attraktives Unternehmen herauszufiltern. Dazu gehören eine angemessene Unternehmensgröße, eine ausreichende finanzielle Unternehmensstärke, ein stetiges Gewinnwachstum, eine stetige Dividendenzahlung, ein moderates Kurs-Gewinn-Verhältnis und ein moderates Kurs-Buchwert-Verhältnis. Um diese Faktoren zu berechnen, betrachtet Graham die Finanzdaten eines Unternehmens wie Jahresberichte, Cashflow-Rechnungen und EBITDA sowie die Prognosen und die Leistung der Unternehmensführung.

Fazit:

Graham gibt dem Leser ein umfassendes Rüstzeug und lässt ihn an seinem Wissensschatz und seinen wertvollen Erfahrungen teilhaben. Mithilfe seiner Strategie haben einige berühmte Investoren große Erfolge feiern können. Sein berühmtester Schüler Warren Buffett sagte einst:

„Für mich war Ben Graham weit mehr als nur ein Autor oder ein Lehrer. Er hat mehr als jeder andere – außer meinem Vater – mein Leben beeinflusst.“ (Buffett)

Mir persönlich hat es sehr viel Spaß gemacht die zeitlosen Weisheiten von Graham zu studieren und es hat mir zum Thema Investieren in einigen Punkten „die Augen geöffnet“.

Es ist aber kein Buch, dass auf dem Nachttisch liegt und kurz vor dem Schlafen gehen gelesen werden sollte. Der Sprachstil ist anspruchsvoll und die Themen werden sehr detailliert erläutert. Ich musste immer konzentriert „bei der Sache sein“ und durfte nicht abgelenkt werden.

Geeignet für: Einsteiger und Fortgeschrittene mit Interesse am Value Investing

Bewertung: must have

Über den Autor:

Benjamin Graham (* 9. Mai 1894 in London, geboren als Benjamin Grossbaum; † 21. September 1976 in Aix-en-Provence),  US-amerikanischer Wirtschaftswissenschaftler,  Investor. Er gilt als Vorreiter der Fundamentalanalyse, die als Grundlage für das Value Investing gilt.

Verlag: Finanzbuchverlag

Gebundene Ausgabe:  630  Seiten

Elfte Auflage 03. Mai 2019

Erscheinungsdatum:  2005 deutsche Ausgabe

Genre: Aktienanalyse

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. Leseratte

    Super Buch, die Rezension trifft es echt gut. Das Buch ist wertvoll und auch anspruchsvoll. Habe mich durch das Buch durchgekämpft, kann es nur empfehlen. Daumen hoch!

  2. Christian

    Ich finde das Buch vom Schreibstil etwas schwer zu lesen, vielleicht auch „angestaubt“ von der Ausdrucksweise… man merkt, daß die deutsche Übersetzung mehr als 60 Jahre zurückliegt. Die Originalfassung in Englisch ist vielleicht leichter zu lesen. Das Buch von Peter Lynch ist dagegen viel lockerer und leichter geschrieben (übersetzt), obwohl das Material nicht weniger in die Tiefe geht.

  3. Christian

    Ach ja, und ich frage mich, inwieweit der Inhalt nach über 70 Jahren noch aktuell ist… seitdem hat sich in Sachen Börse so einiges verändert.

    1. Christina

      Hallo Christian,
      danke für deinen Kommentar. Bezüglich des Schreibstils gebe ich dir recht, dafür sind ja auch Kommentare von dem Journalisten Jason Zweig jedem Kapitel zur Aktualisierung angefügt. Gewisse Grundsätze des Finanzierens haben sich nicht geändert, weshalb Grahams Buch als Standard-Basiswerk immer noch Relevanz hat.
      Das Buch von Peter Lynch ist ebenfalls sehr wertvoll, meine Rezension dazu findest du auch hier im Blog.
      Herzliche Grüße Christina

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