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Transparenz im Gesundheitswesen

Transparenz im Gesundheitswesen

Vertrauen. Wissen. Partizipation.

„Transparenz im Gesundheitswesen“ von Christoph Straub mit Beiträgen von 51 Fachleuten ist ein umfassendes Lehrbuch, das einen tiefen Einblick in das komplexe deutsche Gesundheitssystem bietet. Die Autoren vermitteln Wissen über den Struktur- und Funktionsaufbau sowie die Digitalisierung des Gesundheitswesens, was das Buch besonders wertvoll macht.

Für viele Patienten ist das Gesundheitswesen mit seinen Dienstleistungen ein Buch mit sieben Siegeln. Denn viele fragen sich: Wenn ich operiert werden muss, wer ist der beste Arzt für meine Krankheit? Gibt es Alternativen zur Operation oder zum Medikament? Wer hat noch Zugriff auf meine Gesundheitsdaten aus der Smartwatch? Das System ist kompliziert und die Informationen so unübersichtlich, dass viele überfordert sind.

Ziel des Buches ist es, das Thema Transparenz so zu vermitteln, dass durch erhöhtes Wissen mehr Vertrauen bei allen Beteiligten entsteht.

Das 300 Seiten starke Buch ist in fünf große Teile mit 31 Kapiteln gegliedert.

Im ersten Teil wird der Begriff „Transparenz“ definiert und in den Kontext von Vertrauen und Demokratie gestellt. Die Autoren stellen fest, dass Transparenz in der modernen Gesellschaft ein doppeltes Gesicht hat. Einerseits gilt sie als Schlüssel zu mehr Nachvollziehbarkeit, andererseits erhöht sie die Überwachung der Menschen und bedroht die Privatsphäre.

Der zweite Teil „Transparenz und Orientierung aus Patientensicht“ beschreibt, wie schwierig es für Patienten ist, sich im deutschen Gesundheitssystem zu orientieren. Er befasst sich auch mit der Fülle von Informationen, die der Patient im Internet finden kann. Hier finden sich auch viele Fehlinformationen, die den Patienten mehr verwirren als befähigen.

„Informationsasymmetrie ist ein Begriff, der erstmals für wirtschaftliche Systeme beschrieben wurde, die aufgrund eines Informationsgefälles zwischen zwei interagierenden Parteien verzerrt sind.“ (Akerlof 1970)

Darauf aufbauend wird im dritten Teil „Transparenz im Arzt-Patienten-Verhältnis“ die Informationsasymmetrie zwischen Arzt und Patient kritisch diskutiert. Als Beispiel wird hier das OpenNotes-Projekt als Vorbild genannt. Das OpenNotes Portal ermöglicht Patienten den direkten Zugang zu ihren persönlichen medizinischen Aufzeichnungen, einschließlich der Notizen von Arztbesuchen. Das Portal ist eine sichere Onlineplattform. Es unterstützt die Patientenautonomie und kann die Kommunikation zwischen Patienten und Ärzten verbessern, indem es Patienten ermöglicht, aktiv an ihrer Gesundheitsversorgung teilzunehmen.

„Transparenz und Qualität im Gesundheitswesen“ steht im Mittelpunkt des vierten Teils und untersucht die Qualitätsergebnisse in ambulanten Arztpraxen, Krankenhäusern und Intensivstationen. Dabei verwenden die Autoren das Qualitätsmodell von Donabedian und unterteilen die Ergebnisse in Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität.

Das Buch schließt mit dem fünften Teil „Transparenz und Digitalisierung“, einem derzeit viel und kontrovers diskutierten Thema. So erhebt der Jurist Thilo Weichert zu Recht den Einwand, warum wir ein umfassendes Gesundheitsdatenschutzgesetz brauchen, um unsere sensiblen Daten zu schützen. Die elektronische Patientenakte beispielsweise verfolgt das Ziel, die Effizienz des Gesundheitswesens und die Qualität der Versorgung durch einen leichteren Zugang zu medizinischen Daten zu verbessern. Jeder Versicherte hat aber auch ein Interesse daran, dass seine sensiblen Gesundheitsdaten sicher vor Hackern im Netz gespeichert werden.

Fazit:

Dieses Lehrbuch gilt als umfassende und fundierte Analyse und besticht durch seine hohe Informationsdichte. Die Experten beleuchten die Bedeutung der Aspekte „Vertrauen, Wissen und Partizipation“ für eine bessere, schnellere und kostengünstigere Gesundheitsversorgung und geben Handlungsempfehlungen und Lösungsansätze.

Das Buch kommt genau zur richtigen Zeit: Die Möglichkeiten der Digitalisierung schreiten voran und sollten verantwortungsvoll und effizient genutzt werden. Die Autoren argumentieren überzeugend, dass eine erhöhte Transparenz nicht nur die Effizienz im Gesundheitswesen steigert, sondern auch das Vertrauen der Patienten in das System stärken kann und muss. Dies ist besonders wichtig, da Vertrauen oft als Grundlage für eine erfolgreiche Behandlung angesehen wird. 

„Ich wünsche mir, dass dieses Buch einen kleinen Beitrag leistet, um mehr Aufmerksamkeit auf die oftmals unnötige Intransparenz im Gesundheitswesen und die teils gravierenden Folgen zu lenken – für Patientinnen und Patienten, für all jene, die dort arbeiten, und auch für die Qualität und Effizienz des Systems insgesamt.“ (Christoph Straub)

Ich kann den Aufbau, die Struktur und die Praxisbeispiele nur loben, da sie einen tiefen Einblick in die Probleme und Herausforderungen der deutschen Gesundheitslandschaft geben. Die Verwendung von wissenschaftlichen Texten und empirischen Studienergebnissen mit Quellenangaben hat mich voll überzeugt. Auch die farbigen Abbildungen und Fotos der Autoren machen die Thematik für den Leser greifbar.

Der Schreibstil ist sehr anspruchsvoll-akademisch und mit vielen Fachbegriffen gespickt, was es für Leser ohne Vorkenntnisse schwer verständlich macht.

Insgesamt ist „Transparenz im Gesundheitswesen“ ein empfehlenswertes Werk für alle, die sich mit den aktuellen Entwicklungen im Gesundheitswesen näher beschäftigen wollen.

Geeignet für: Fachleute im Gesundheitswesen

Bewertung: analytisch und meinungsstark

Über den Autor:

Prof. Dr. med. Christoph Straub, Mediziner, Vorstandsmitglied der Barmer Ersatzkasse

Verlag: Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft

Paperback: 300 Seiten

Erscheinungsdatum: 07. Februar 2024

Erste Auflage

Genre: Gesundheitspolitik

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Herbert Flath

    Liebe Frau Pfleger,
    herzlichen Dank für Ihre ausführliche und wertschätzende Rezension.

    Ich habe den Herausgeber Prof. Christoph Straub bei der Arbeit an diesem Buch intensiv unterstützt und freue mich sehr, wenn es bei der differenzierten Auseinandersetzung mit (In)Transparenz im Gesundheitswesen hilft. Ich glaube, das Thema ist vielschichtig und es lohnt sich, einmal aus den verschiedenen Perspektiven darauf zu schauen: Wie erleben das eigentlich die Patientinnen und Patienten aber eben auch diejenigen, die im Gesundheitswesen arbeiten. Und wenn letztlich alle unter Intransparenz und teils auch fehlender Orientierung leiden, warum ändert sich dann so wenig? Zugleich haben wir uns bemüht, Transparenz nicht völlig unkritisch als Lösung aller Probleme darzustellen, sondern auch die Grenzen aufzuzeigen.

    Insofern herzlichen Dank fürs Lesen und Weitertragen!

    Herbert Flath

    PS: Mehr Infos zum Buch und zu unserer Motivation für dieses Projekt gibt es hier: http://www.barmer.de/a007840

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