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Warren Buffett – Der Jahrhundertkapitalist
Vom Zeitungsjungen zum Milliardär – sein Weg zum Erfolg
Die Journalistin Gisela Baur beschreibt in dieser Biografie von den geschäftlichen und persönlichen Erfahrungen von Warren Buffett, die ihn so lehrreich geprägt haben.
In zwölf Kapiteln skizziert die Autorin die Familiengeschichte, die Studienzeit sowie die Tätigkeiten als selbständiger Investor und ordnet diese Eckpunkte immer wieder in den geschichtlichen Kontext ein.
Die historische Einordnung ergibt deshalb Sinn, weil der Investor Buffett mit seinen Aktienkäufen direkt oder auch indirekt von der amerikanischen Wirtschaftspolitik partizipiert.
Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm
Das erste Kapitel startet mit der Ahnengeschichte der Buffetts. Schon der Urgroßvater von Warren eröffnete 1869 in Omaha ein Lebensmittelgeschäft und legte den so den familiären Grundstein. Dem Leser wird deutlich, dass die Buffetts generell unternehmerisches Geschick und Wagemut hatten. Und die pro-wirtschaftliche politische Haltung spielte der Familie Buffett in die Karten.
Vom Großvater Ernest Buffett beherzigte Warren immer den Ratschlag einen Notgroschen für schlechte Zeiten verfügbar zu haben, ohne auf das investierte Kapital zurückgreifen zu müssen. Warrens Vater, Howard Buffett, wird nimmt nach seinem Journalismus Studium zunächst einen Job in der Investmentabteilung einer Versicherung an, den er aber 1931 während der „Großen Depression“ verliert. In der wirtschaftlich schweren Zeit wagt er sich mit Partnern als Wertpapierhändler selbständig zu machen.
Währenddessen durfte der junge Warren in seinem Büro die Fachliteratur über Geldanlagen lesen und mit elf Jahren kaufte er seine erste Aktie von Cities Services. Das Geld hatte er sich mit Münzensammeln, Zeitungsaustragen, Golfball -, Cola – Flaschenverkauf zusammengespart. Schon damals erklärt er seinem Freund, dass er plane mit 35 Jahren Millionär zu sein. Sein mathematisches Talent hat Warren von seiner Mutter Leila geerbt, die Mathematik an der Universität von Nebraska studierte.
Was bleibt ist die Veränderung und Studium
Der schüchterne, zahlen-affine Warren fand bei seinem Großvater den Ratgeber „Wie man Freunde gewinnt“ von Dale Carnegie, der ihn nachhaltig verändern sollte. Akribisch wertete er die darin beschriebenen Tipps statistisch aus und stellte fest, dass diese erfolgreich sind. Endlich hatte Warren eine Anleitung für den respektvollen und empathischen Umgang mit Menschen entdeckt. Beispielsweise fesselt er auf den Studentenpartys ältere Kommilitonen mit seinem Wissen über Aktien und Investments. Auch in folgenden Geschäftsjahren wird Buffett seine Führungs – und Kommunikationsfähigkeiten nach Carnegie’s Lehren erfolgreich einsetzen.
In New York bekommt er die Möglichkeit bei den „großen Börsen-Lehrmeistern“ Benjamin Graham und David Dodd Kurse zu belegen. Dies war der Anfang einer langjährigen Freundschaft zwischen Buffett und Graham. Beide Investoren sind Vertreter des Value Investings, das basierend auf den Geschäftsbilanzen versucht den inneren Wert des Unternehmens zu berechnen.
Familiengründung
Mit 21 Jahren verliebte Buffett sich in seine Frau Susie. Obwohl Susie Thompson ihn anfangs nicht beachtete, sah sich Warren gezwungen eine unkonventionelle Strategie zu wählen. Er traf sich mit ihrem Vater zum Musizieren und „Doc“ Thomson war von Warren ganz begeistert. 1952 heiraten Warren und Susie und werden im Laufe der Jahre Eltern von drei Kindern. Die Buffetts lebten das klassische Familienmodell der 50er Jahre: Susie übernimmt Kindererziehung und die Hausarbeit. Sie ist es auch die einen großen Freundeskreis pflegt und viele Partys organisiert.
Warren schwärmt von seiner Frau: “Sie war unglaublich empathisch und hat sich für jeden persönlich interessiert.“ Es ist auch seine Ehefrau, die ihn mit zu Wohltätigkeitsaktionen mitnimmt und die menschlichen und philanthropischen Charakterzüge in ihm weckt. Schon damals war dem Ehepaar klar, dass sie der Gesellschaft in Form von Geldspenden etwas zurückgeben möchten. Schließlich tritt der Aktienfan aus der Republikanischen Partei aus und wendet sich den Demokraten zu. Das war ein entscheidender Schritt, denn der Vater und Schwiegervater waren beide eingefleischte Republikaner.
Doch 1977 trennt sich Susie von Warren und er gesteht sich ein, dass er sich nicht genug um seine Frau gekümmert hat. Susie zieht es derweil nach San Francisco und sie versuchte dort als Sängerin Fuß zu fassen. Das Ehepaar bleibt jedoch bis zu ihrem Tod 2004 verheiratet. 2006 heiratete er seine langjährige Freundin Astrid.
Business as usual und Berkshire Hathaway
Buffett Arbeit besteht darin, unterbewertete Aktienunternehmen zu finden, und in diese zu investieren. Mit der Anlagestrategie von Benjamin Graham findet er viele Möglichkeiten Unternehmensanteile zu kaufen, weil in den fünfziger und sechziger Jahren die Aktienkurse niedrig stehen, obwohl die Wirtschaft boomt.
Das Textilunternehmen Berkshire Hathaway wird 1955 von Stanton Seabury gegründet. Schon seit Anfang der sechziger Jahre hat Buffett Interesse Aktien davon zu kaufen. Im Laufe der Jahre vergrößert er seinen Aktienanteil an der Firma, bis er diese schließlich ganz übernimmt. Die Textilproduktion wird letztendlich 1985 eingestellt und die Firma wird zu einer Holdinggesellschaft umfirmiert.
Heute sind die jährlichen Aktionärsveranstaltungen von Berkshire Hathaway ein großes Ereignis. Stundenlang beantworten die beiden Chefs Buffett und Munger geduldig und mit viel Charme die Fragen der Aktionäre.
Es fällt auf, dass Buffett in Branchen investiert, mit denen er sich sehr gut auskennt, worin seine Familienmitglieder agiert haben und die azyklische Produkte anbieten. Beispielsweise Lebensmittelbranche, Versicherungen, Zeitungen, Finanzdienstleister und Transportunternehmen.
Buffetts Freunde
Es gab zahlreiche Menschen, neben Susie, die Warren inspiriert haben und zu denen er eine tiefe Freundschaft pflegt bzw. pflegte.
Charles Munger lernen die Buffetts im Sommer 1959 bei Freunden kennen. Der Rechtsanwalt Munger lebte zu der Zeit noch in Kalifornien, wird aber bald in seine alte Heimatstadt Omaha zurückkehren und Geschäftspartner und Vice – Chairman von Berkshire Hathaway werden. Beide Anleger haben eine ähnliche Denkweise ihre Investments zu bewerten und auszuwählen.
1971 traf er Katharine Graham, die einflussreiche Verlegerin der Washington Post. Sie nimmt ihn mit auf die pompösen Partys der amerikanischen High Society. Der Zahlenfreak war kurz vorher größter Investor und wertvoller Berater der Washington Post geworden.
Im Sommer 1991 lernte Warren den Microsoft-Gründer Bill Gates auf einer Party in der Nähe von Seattle kennen. Beide mochten sich auf Anhieb und es begann eine unwahrscheinliche Freundschaft zwischen dem Tech-Freak und dem Technikverächter. Beide sollten 2010 Initiatoren der „the Giving Pledge“ – Bewegung sein. Diese philanthropische Kampagne hat den Zweck, dass die Unterstützer mindestens 50 % ihres Vermögens wohltätigen Zwecken spenden.
Fazit
Ich kann jedem die Lektüre wärmstens empfehlen, die das Lebenswerk von Warren Buffett genau kennenlernen möchten.
Gisela Baur hat mit dieser Biografie einen tiefen und spannenden Einblick in das Leben von Warren Buffett, seiner Familiengeschichte und seinen Geschäftsentscheidungen gegeben.
Wenn man nicht aufhören mag zu lesen, liegt es an dem romanhaften, ausdrucksstarken Sprachstil.
Was mir sehr gut gefallen hat, waren die geschichtlichen Entwicklungen der USA, die immer wieder in die Lebensgeschichte von Buffett eingebettet waren, sodass man ein exaktes Verständnis für die Entscheidungen Buffetts bekommt.
Die Autorin schafft den Mix zwischen Biografie, Grundlagen der Börsenwirtschaft und der amerikanischen Geschichte ganz hervorragend.
Ich war überrascht, wie viele Facetten der Investment-Guru hat: bodenständiger Nachbar und Gast auf den High-Society Partys; unendlich reich aber sparsam und wohnt in einem kleinen Haus; wortgewandter und charmanter Philanthrop aber auch Workaholic.
Für mich war es spannend zu lesen, wie sich Buffett vom schüchternen Zahlen-Nerd zu einem charmanten Redner mit Führungsqualitäten entwickelt.
Bewertung: interessant, weil Einblicke es in die Persönlichkeit eines erfolgreichen Investors gibt
Geeignet für: Fans von Warren Buffett
Über die Autorin:
Gisela Baur (*1962) ist eine deutsche Finanzjournalistin, in Bayreuth und München studierte sie Volkswirtschaft mit Promotion. Seit 1997 kennt sie Warren Buffet und durfte ihn mehrmals interviewen als einzige nicht-amerikanische Journalistin. Sogar auf eine Europareise hat sie Warren Buffett begleitet. Sie war Redakteurin der „Börse Online“ von 2000 bis 2009. Seitdem arbeitet sie als freie Autorin.
Verlag: Finanzbuchverlag
Gebundene Ausgabe: 290 Seiten
Erscheinungsdatum: 10. September 2018
Genre: Biografie
Warren Buffett hat mich immer schon interessiert. Eine hervorragende Buchbesprechung.