Rezension – Buchempfehlung – Buchtipp – Buchbesprechung
Unternehmensbewertung & Kennzahlenanalyse 3. Auflage
Wie findet man fair bewertete Aktien? Welche Daten, Zahlen und Fakten weisen darauf hin, dass die Aktie einen guten Kurs hat? Diesen Fragen geht Nicolas Schmidlin in diesem Fachbuch auf den Grund. Er hat die aktuelle Auflage umfangreich überarbeitet und eine Zusammenfassung zum Ende jeden Kapitels wiederholt nochmal die wichtigsten Erkenntnisse.
Dieser Bestseller wird vom Vahlen Verlag jetzt schon in der dritten Auflage aufgelegt, was seine Stellung in der Sparte unterstreicht.
Optisch wurde der Klassiker stark aufgewertet: Die Schriftfarbe des Covers ist jetzt blau und Bulle und Bär haben eine goldene Farbe. Das grau – in – grau der zweiten Auflage ist passé: Die Tabellen haben einen gelben Rand mit blauen Überschriften. Ich finde die Neuerung optisch deutlich übersichtlicher und gelungen.
Dem interessierten Leser sie es ans Herz gelegt, für ein besseres Verständnis, meine erste Rezension des Buches zu lesen.
Die Beispielrechnungen zu Kennzahlen und Bewertungen sind neu zu den aktuellen Marktdaten der Unternehmen berechnet worden. Die Fließtexte zu den Tabellen wurden teilweise dementsprechend angepasst und aktualisiert.
Zum Inhalt:
Wie schon die ersten zwei Auflagen beinhaltet dieses Fachbuch fundiertes Grundlagenwissen – schnörkellos und ohne „Geheimtipps“ oder „Zauberformeln“. Der Aufbau ist logisch strukturiert.
Das Ziel, Value Investing dem Leser mit vielen Praxisbeispielen näherzubringen, ist durchweg gelungen.
Es startet mit dem Aufbau und Struktur von Geschäftsberichten und geht weiter mit den Kennzahlen für Rentabilität, Ertrag, Stabilität und Working Capital Management. Informativ fand ich, dass die Aussagekraft bzw. Vor- und Nachteile von wichtigen Kennzahlen von Schmidlin erklärt werden. Beispielsweise wird eine hohe Eigenkapitalrendite von den Aktionären als positiv bewertet, jedoch kann es auch Augenwischerei sein. So kann ein Unternehmen die Eigenkapitalrendite „künstlich“ erhöhen, in dem es die Eigenkapitalbasis durch Aktienrückkäufe reduziert oder Fremdkapital aufnimmt („Leverage Effekt“). Damit der Privatanleger auf Methoden der „Bilanzkosmetik“ nicht hereinfällt, sollten alle Kennzahlen in die Kaufbewertung miteinbezogen werden.
Die Qualität des Geschäftsmodells
Die qualitative Betrachtung des Geschäftsmodells empfiehlt Schmidlin mit bekannten Marketing Instrumenten wie u. a. die SWOT-Analyse oder Porters‘ Wettbewerbsstrategie. Das Value Investing zielt ja darauf ab, Unternehmen mit Wettbewerbsvorteil herauszudestillieren.
Treffend zitiert der Autor an dieser Stelle Warren Buffett:
„Wir investieren nur in ein Unternehmen, wenn wir die Geschäfte verstehen, die langfristigen Aussichten des Unternehmens gut sind, d. h. bewiesene Ertragskraft, gute Erträge auf das investierte Kapital, keine oder nur geringe Verschuldung, attraktives Geschäft, das Unternehmen von kompetenten und ehrlichen Managern geleitet wird und sehr attraktiv bewertet ist.“
Nach dem Kapitel zum Thema Ausschüttungspolitik gibt Schmidlin einen umfassenden Einblick in die Bewertungskennzahlen. Die populärste davon ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV); je niedriger diese ist, desto schneller hat sich eine Investition in eine Aktiengesellschaft amortisiert. Jedoch erfährt der Leser auch, dass junge Unternehmen, die noch in der Wachstumsphase sind, mit einem hohen KGV bewertet werden. Darum sollte diese nicht nur zurate gezogen werden, sondern weitere Verhältniszahlen (u .a. KUV, KCV, KBV etc.) bei der Fundamentalanalyse mit einbezogen werden. Schön finde ich, dass Schmidlin bei jeder Bewertungskennzahl eine Verteilung von S&P 500 als Säulenskala darstellt. Das Seiten-stärkste Kapitel befasst sich mit der Unternehmensbewertung, sprich mit den gängigen Verfahren: Discounted Cash-Flow und Multiplikatorenmethode.
Value Investing
Im letzten Kapitel stellt Schmidlin die verschiedenen Value Investing – Strategien vor. Zitate von Graham und Buffett lockern den Lesefluss auf und machen das Thema besser verständlich. Das Kapitel Risikomanagement wurde um Erkenntnisse von dem Autor Nicholas Taleb und seinen zwei Büchern „Schwarzer Schwan“ und „Antifragilität“ erweitert. Das Risikomanagement beschäftigt sich unter anderem mit der Frage, wie der Anleger ein risikoarmes bzw. „antifragiles“ Aktienportfolio zusammenstellen kann.
Der Bestseller schließt mit dem neuen Unterkapitel „Behavioral Finance“ ab, dass die emotionale Komponente des Investierens beschreibt. Sollte der Anleger nicht von Gier (in Hochphasen) oder Angst (beim Crash) getrieben werden!
Fazit:
Mit den Neuerungen wurde das Erscheinungsbild aufgewertet und Kennzahlen der aktuellen Marktlage angepasst. Von den starken Veränderungen und Widrigkeiten der Corona – bedingten Aktienverläufe wurde dieses Buch noch verschont.
Geeignet für: Fortgeschrittene
Bewertung: sinnvoll
Über den Autor:
Nicolas Schmidlin (Jahrgang 1988) studierte Wirtschaftswissenschaften an der Goethe-Universität in Frankfurt und Investment Management an der Cass Business School in London. Er arbeite als Investmentbanker in Frankfurt und London. Seit 2008 ist er mit seinem Geschäftspartner Marc Profitlich selbständig. Sie führen eine Fondsberatung, spezialisiert auf Value Investing. Mit Marc Profitlich hat er ein weiteres Buch „Renditeperlen aus dem Scherbenhaufen: Bankhybridkapital in der Finanzkrise: Wie Investoren von Sondersituationen profitieren konnten“ veröffentlicht.
Verlag: Vahlen
Erscheinungsdatum: 30. September 2020; 3. Auflage
Taschenbuch: 278 Seiten
Genre: Unternehmensbewertung
Vielen Dank für die Buchempfehlung. Ich habe schon länger nach einem „Börsen-Buch“ für Fortgeschrittene gesucht, in dem die Aktienkennzahlen genau erklärt werden.