Wie du Menschen loswirst, die dir nicht guttun

Sternebewertung
5/5

Wie Du Menschen loswirst, die dir nicht guttun

Ohne sie umzubringen

Über die Kunst des Loslassens von toxischen Menschen und Selbstzweifeln

 

Wer kennt nicht diese Menschen im Umfeld, die einem die Energie entziehen, einen klein machen und dich so weit bringen, dass du an dir selbst zweifelst?

Dieses Buch von Andrea Weidlich schildert in eindrücklicher Weise die Sichtweise dieser betroffenen, „ausgesaugten“ Personen auf kurzweiligen 300 Seiten, in kleine Geschichten auf 38 Kapitel verteilt.

Aufhänger der Erzählung ist die Erfahrung der Hauptfigur Charly. Sie schreibt einen Brief an die Ich-Erzählerin und  Freundin Andrea und erklärt, dass sie ihr Leben ausmisten möchte. Sie beabsichtigt sich von all jenen Störenfrieden zu befreien, welche ihr nicht guttun.

„Süß, wie du dir vielleicht gar keine Gedanken über deine Taten machst. Aber denk daran:

Dein Karma könnte jederzeit gesalzen zurückschlagen.“ (Andrea Weidlich)

Und weil ihr Therapeut Paul meint, dass dieses bestimmt auch anderen Menschen in ihrem Umfeld guttun würde, wird dies als Gruppensession in einem Hotel am Weißensee geplant. Jeder darf eine Begleitperson mitbringen.

Die Ich-Erzählerin Andrea bringt Lukas mit, ihren besten Freund. Etwas sarkastisch, eigen und mit einem Grinsen, wie Chucky die Mörderpuppe. Doch sie kennt ihn. Ein Mensch, mit dem man nach Monaten der Funkstille reden kann, als läge keine Zeit dazwischen.

Charly erwartet die Gruppe im ansonsten vorübergehend geschlossenen Hotel, welches allein für dieses Ereignis geöffnet wird. Auf in das Abenteuer:

„Egal, was dir das Leben anbietet, du hast immer die Wahl, wofür du dich entscheidest, wie du dich dabei fühlst und was du daraus machst.“  (Andrea Weidlich)

In den nun folgenden Tagen lernen die Protagonisten, dass Chefs, Partner und Ex-Partner wie auch Eltern einem das Leben schwer machen können und wie ein schwerer Ziegelstein, welchen man mit sich rumschleppt, einfach nur störenden  Ballast darstellen. Diesen gilt es zu erkennen und davon loszulassen.

So finden sich in einer Runde acht Menschen wieder, sechs davon mit Charly befreundet, einer mit der Erzählerin. Dazu gehören Adrian, ein guter Freund von Charly und ihre jüngere Schwester.

Paul eröffnet die Reise mit sich selbst, indem er auffordert:

„Bevor Du denkst, dass etwas mit dir oder deinem Leben nicht stimmt, stelle erst mal sicher, dass du nicht von Arschlöchern umgeben bist.“  (Andrea Weidlich, S. 48)

Am Ende des ersten Tages sucht sich jedes Gruppenmitglied eine Figur aus, welche später als Ansatzpunkt für die Interpretation der eigenen Gefühle genutzt werden. So finden Playmobil-Ritter, Kaninchen und Voodoo-Puppe  „ihren“ Teilnehmer.

Das Geschehen geht in eine therapeutische Runde über, in welcher der Therapeut Paul in einem offenen und vertrauten Dialog die Teilnehmer dazu bringt, sich zu öffnen. Sie sprechen über ihre Selbstzweifel, die Menschen, denen sie die Schuld für ihr Unglück und Misere zuschreiben und über die Einsicht, dass es an ihnen selbst läge, sich diesen toxischen Einflüssen zu entziehen. So auch Isa, die sich von ihrer Mutter ungeliebt und unterdrückt fühlt, aber nicht wagt loszulassen.

Die Erkenntnis wird sein, dass du nicht andere ändern kannst, aber du Selbstliebe gewinnen musst und du das Recht hast, von diesen Menschen loszulassen und zu gehen.

„In dem Moment, in dem du erkennst, dass du niemanden ändern kannst, wirst du aufhören, um ihre Anerkennung zu kämpfen …

Selbstliebe ist der größte Mittelfinger aller Zeiten.“ (Andrea Weidlich, S. 73)

Die Geschichten der Teilnehmer kennt jeder in der einen oder anderen Form. Menschen, die uns die Energie  rauben, uns aussaugen wie Vampire und uns dann noch einreden, dass wir es nicht anders verdient haben und selbst schuld sind. Diese Protagonisten halten uns den Spiegel vor und zeigen auf, dass es an uns ist, sich von diesen toxischen Menschen zu befreien.

„Du wartest noch immer auf den lebensverändernden Moment? Schon gemerkt, dass du selbst die Lösung bist?“ (Andrea Weidlich, S. 268)

Versteh dein eigenes Handeln und ändere deine Einstellung zu dir selbst. Fang an, deine eigenen Interessen zu vertreten und verliere die Angst davor, dein Wohl zu verteidigen. Dafür erkenne: Du kannst nicht alle retten, du hast ein eigenes Leben und du hast das Recht, anderen die Grenzen auszuweisen und die Tür aus deinem Leben zu zeigen.

Fazit:

Andrea Weidlich versteht es, ein ernstes Thema auf unterhaltsame, leicht zu lesende und teilweise humorvolle Weise zu fassen. Immer wieder finden sich diese Aha-Momente und Situationen in den Geschichten der Protagonisten, welche einem die Augen für das eigene Verhalten und den Blick auf erlebte Situationen öffnet. Es schärft den Blick auf die eigenen Bedürfnisse und trägt zum eigenen Glück bei.

„Wenn du dein Leben verändern willst, verändere deine Gedanken.“ (Andrea Weidlich, S. 289)

Das Besondere ist, dass dieses Buch im Vergleich zu anderen Büchern der Selbstachtsamkeit nicht zu radikalen Betrachtungsweisen tendiert. Hier findet der Leser auch Hinweise, sein eigenes Denken und Handeln zu hinterfragen und nicht nur die Schuld beim anderen zu suchen.

Weil die Geschichten so angenehm zu lesen sind, ist der Einstieg leicht, sie laufen geradezu wie ein kurzweiliger Film ab. Es fasziniert und verführt dazu, es geradezu zu verschlingen.

Die Sprache lässt mächtige Bilder und Gefühle in einem entstehen.

Ich kann dieses Buch jedem empfehlen, der sich von anderen Menschen eingenommen fühlt und sein persönliches Glück irgendwie eingeschränkt sieht.

 

Bewertung: Empfehlenswert und wertvoll

Geeignet für:  Interessierte und Betroffene

Über die Autorin:

 Andrea Weidlich ist in Wien geboren und hat Wirtschaftswissenschaften studiert. Sie arbeitete im Management eines internationalen Konzerns, bevor sie sich als Autorin selbstständig machte. Sie ist Texterin, Designerin und führt einen erfolgreichen Podcast. Mit ihren bisherigen Büchern zum Thema Glück und Mindfulness begeistert sie zahlreiche Leser und so darf man gespannt auf ihr drittes Buch schauen.

Verlag: mvg  Verlag

Erscheinungsdatum: 30.09.2021

Gebundene Ausgabe: 301Seiten

zweite Auflage 2021;

Genre: Persönlichkeitsentwicklung

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Andrea

    Es freut mich sehr, dass du das Buch gelesen hast und es dir so gut gefallen hat!

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