Beate Sander, von den Medien liebevoll „Börsen-Oma“ genannt, ist die bekannteste deutsche Expertin auf dem Börsenparkett. Mit diesem Ratgeber hat sie ein Standardwerk für Aktienanfänger schon in der 10. Auflage als Jubiläumsausgabe herausgebracht.

In den letzten zwanzig Jahren haben die Deutschen zwei prägende Börsen-Crashs miterleben können: 2000 die New Economy-Blase und 2008 die Immobilien-/Bankenkrise! Milliarden von Euros wurden innerhalb kurzer Zeit vernichtet. Leichtgläubige Anleger wurden betrogen und das Vertrauen der Bevölkerung wurde verspielt. Nicht so bei Frau Sander, sie kaufte in jedem Crash mutig zu. In diesem Werk stellt sie breit gestreute Langfriststrategien vor, die jedem Absturz locker die Stirn bieten können.

Die goldene Farbe als Cover-Hintergrund des Klassikers gewählt, vermittelt etwas Edles; eine feierliche Intention.

Wichtige Inhalte des Buches

Die Grußworte wurden von den Börsenprofis Andreas Schmidt und Dr. Franz-Josef Leven beigetragen.

In 33 Kapiteln befasst sich das Standardwerk mit den wichtigen Begriffen rund um das Thema Börse und das Investieren in Einzelaktien, Anleihen, ETFs und Aktienfonds. Zum Ende jeden Kapitels gibt es einen Testbogen zur Selbstkontrolle.

Sander beschreibt in den zwei ersten Kapiteln Basisbegriffe, sowie relevante Fakten und historische Verläufe der deutschen, europäischen und amerikanischen Indizes. Positiv hervorgehoben werden gerne die Aktienunternehmen der deutschen Indizes aus dem M- und S-DAX, mit deren Investition Sander gewinnbringende Erfolge erzielen konnte. Beispielhaft stellt sie auch Auszüge aus ihrem Portfolio vor.

Aufbauend auf diesem Wissen werden in Kapitel drei und vier Leser Grundinformationen zu der Funktionsweise von Aktien, Aktienarten, Dividenden, Aktiensplits, Aktienrückkäufen und Anleihen leicht verständlich vermittelt. Des Weiteren erfährt der Leser die wirtschaftlichen Chancen und Risiken des demografischen Wandels in Bezug auf Aktieninvestments.

Im fünften Kapitel werden ihre bewährten Anlagestrategien für die unterschiedlichen Wirtschaftssituationen – wie Rezession, Hoch, Tief oder Crash – erläutert:

• Kauf- oder Verkaufslimit setzen
• Cost-Average-Effekt geschickt nutzen
• Antizyklisches Investieren
• Value und Growth Strategien
• Nachhaltig umweltbewusst anlegen.

Beate Sander wirft im sechsten Kapitel den Begriff der „Fundamentalanalyse“ ins Feld, erklärt Aktienkennzahlen und definiert Begriffe wie den der Dividendenrendite. Ein von ihr entwickeltes und zu knapp erklärtes Punktesystem soll dem Leser nun ermöglichen, Aktien auszuwählen und zu kaufen.

In den darauf folgenden Kapiteln werden dem Leser alternative spekulative Börsenprodukte wie Hebelprodukte, Optionsscheine und Hedgefonds erklärt, jedoch wird dem Anfänger immer deutlich davon abgeraten.

Gold, Edelmetalle, Rohstoffe, Immobilien und Zukunftstrends sind weitere vorgestellte Investments, beschrieben in den Kapiteln 24 bis 27 und werden mit entsprechenden Einzelaktien, Aktienfonds und Indexfonds in Verbindung gebracht.

Der Ratgeber schließt mit Vorschläge für das eigene Aktiendepot ab. Dabei differenziert sie die Empfehlungen nach Einzelaktien, ETFs und Fonds in Abhängigkeit vom Startkapital.

Ein Lexikon für die Börsenbegriffe zum Ende rundet das umfassende Werk nach 328 Seiten ab.

Gerne spickt Sander ihre Texte mit eigenen Reimen auf:

„Gewinne lass laufen – im Verlust nicht ersaufen!“ Und „Breit gestreut – nie bereut!“ und „Ein Crash ist gut – für Leute mit Mut!“

Fazit:

 Ich würde den Bestseller Einsteigern in die Investmentwelt empfehlen. Der Anfänger bekommt einen umfassenden Überblick in die Welt der Aktien, aber auch deren Fallstricke!

Der Ratgeber ist strukturiert aufgebaut – erst die Erklärung von Grundbegriffen, über Analysen von Trends bis hin zu den Musterdepots. Der Sprachstil ist leicht verständlich gewählt, teilweise telegrammartig.

Auf fast jeder Seite sind aufwendig recherchierte Tabellen mit Aktien und deren Preisen, Kursverläufen, Wertpapiernummern und Höchst- und Tiefstständen abgebildet. Die Tabellen geben die Werte aus dem Sommer 2019 dar und sind somit nicht mehr up to date.

Entsprechend wenig hilfreich sind am Ende des Buches die Musterdepots für verschiedene Budgets.

Wichtige Themen wie Kapitalertragssteuer, Fundamentalanalyse oder Anlagestrategien werden nicht genug tiefgründig behandelt. Leider nennt einem das Buch nach sorgfältigem Lesen keine klaren Kriterien dafür, wie man fair bewertete Aktien für ein zukünftiges Portfolio auswählen und kaufen kann. Folgendes Zitat hilft dem Laien nicht weiter:

„Vorteilhaft sind ein niedriges KGV im Branchenvergleich, ein möglichst hoher Buchwert gegenüber dem aktuellen Kurs, ein günstiges Kurs-Buchwert-Verhältnis KBV mit einer Null oder Eins vor dem Komma und ein niedriges Kurs-Cashflow-Verhältnis KCV. Wünschenswert sind eine hohe Dividendenrendite und Eigenkapitalquote, ein steigendes Ergebnis sowie positive Analyseeinstufungen.“

Beate Sander möchte mit diesem Ratgeber das Misstrauen gegenüber den Aktien nehmen und wird nicht müde zu erklären, dass es in Zeiten der Null-zins- und Niedrigzinspolitik kaum Alternativen gibt. Dabei liegt ihr besonders die finanzielle Zukunft und Sicherheit von Frauen am Herzen. So ist die Einzahlung in einen monatlichen Sparplan in einen breit gestreuten Indexfonds für monatlich 25 Euro bei Banken möglich.

Das Buch wurde 2019 überarbeitet und berücksichtigt nicht die turbulenten Ereignisse am Aktienmarkt im Februar 2020 oder den Wirecard-Skandal im Sommer 2020.

Bewertung: Nice to have

Geeignet für: Anfänger

Über die Autorin:

Beate Sander war Realschullehrerin und hat an ihrer Schule eine Aktien-AG für die Kinder geleitet. Aus ihrer langjährigen Recherchearbeit ist, in Zusammenarbeit mit dem Finanzbuchverlag, der Börsenführerschein sowie weitere erfolgreiche Titel entstanden. 1998 fing sie mit umgerechnet 30.000 € an in Aktien zu investieren und baute den Depotwert bis zum Herbst 2020 bis auf 2,5 Mio. € mit geschickten Entscheidungen auf. Sie war eine Pionierin für die deutsche Aktienkultur. Für die Bild-Zeitung hat sie jahrelang zahlreiche Kolumnen geschrieben mit dem Ziel Neulingen die Angst vor dem Investieren an der Börse nehmen bzw. die Aktionärskultur in Deutschland zu verbessern. Selbst in ihrer Rentenzeit hat sie täglich stundenlang Geschäftsberichte von Aktiengesellschaften analysiert, Vorträge gehalten und jährlich neue Bücher geschrieben. Sander war aufgrund ihres Humors und der charmanten Art ein gerne gesehener Gast in Fernsehinterviews. Leider verstarb sie im September 2020 an einer Krebserkrankung.

Verlag: Finanzbuch Verlag

Erscheinungsdatum: 17. März 2020, 10. Auflage

Taschenbuch: 368 Seiten

Genre: Aktienfachbuch